Öffentliche Krankenhäuser weniger rentabel

Öffentliche Kliniken sind weniger rentabel als private Krankenhäuser, so eine aktuelle Studie. (Foto: © sudok1/123rf.com)

Öffentliche und private Kliniken in Deutschland driften im Hinblick auf ihre finanzielle Situation immer weiter auseinander. Dabei verzeichnen öffentliche Krankenhäuser ein deutliches Rentabilitätsminus gegenüber den privaten Häusern, wie der „Krankenhaus-Vergleich 2020“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers Deutschland (PwC) zeigt.

Für die Analyse hat PwC die Jahresabschlüsse von mehr als 100 deutschen Kliniken in öffentlicher, privater und freigemeinnütziger Trägerschaft untersucht und die relevantesten Kennzahlen des Jahres 2019 verglichen.

Insgesamt war die Rentabilität der Kliniken in öffentlicher, freigemeinnütziger und privater Trägerschaft insgesamt relativ niedrig– wie bereits im Vorjahr. Obwohl private Kliniken weniger Fördermittel als die Krankenhäuser anderer Trägerschaften in Anspruch nehmen, wirtschaften sie am rentabelsten. Das zeigt die um Abschreibungen und Fördermitteleffekte bereinigte EBITDA-Quote. Sie lag 2019 bei den privaten Kliniken bei 7,8 Prozent (2018: 7,6 Prozent) – und damit deutlich vor der Rentabilität anderer Träger. So verzeichneten freigemeinnützige Krankenhäuser einen leichten Rückgang auf 2,6 Prozent (2018: 2,9 Prozent), öffentliche Kliniken dagegen mit -4,4 Prozent deutliche Einbußen (2018: 0,5 Prozent). Auch beim Cash-Management haben private Träger die Nase vorn: Zwar erhöhte sich die Forderungsreichweite leicht, aber mit einem DSO-Plus (Days Sales Outstanding) um 1,2 auf 46,4 Tage warten die privaten Kliniken deutlich kürzer auf ihr Geld als die öffentlichen mit 58,8 Tagen (2018: 58,4).

Hoher Aufwand für Personal

Auch die Material- und Personalaufwandsquote ist eine wichtige Kennzahl dafür, wie effizient Krankenhäuser wirtschaften. Mit 92,1 Prozent des Umsatzes ist sie bei den öffentlichen Kliniken immer noch sehr hoch (2018: 90,5 Prozent). Von 100 Euro bleiben ihnen damit nur acht Euro für Reparaturen, Finanzierungen und andere Ausgaben. Bei freigemeinnützigen Einrichtungen beträgt die Quote 87,5 Prozent (2018: 87 Prozent). Private Krankenhäuser arbeiten effizienter. Bei ihnen lag die Quote bei 84,2 Prozent (2018: 83,6 Prozent). Für den leichten Anstieg ist insbesondere der anhaltende Pflegekräftemangel verantwortlich, denn zusätzlich beschäftigtes Fremdpersonal gilt buchhalterisch als Materialaufwand (2019: 27,2 Prozent, 2018: 27,4 Prozent). „Auffallend ist, dass unabhängig von der Trägerstruktur der Aufwand für Personal- und Material absolut wie relativ weiter angestiegen ist. Damit stehen alle Kliniken jedes Trägers vor massiven finanziellen Herausforderungen“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. 

Hoher Druck durch MDK-Umsatz-Quote 

Vor allem die nachträglichen Rechnungskorrekturen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) setzt Krankenhäuser unter Druck. Dabei setzt die MDK-Umsatz-Quote die Rückstellungen ins Verhältnis zu den Erlösen aus Krankenhausleistungen – letztgenannte machen mit durchschnittlich 84,5 Prozent immer noch den größten Teil des Gesamtumsatzes der deutschen Krankenhäuser aus. Die Quote beeinflusst das Jahresergebnis: Während die Kliniken in Deutschland im Jahr 2017 noch nachträgliche Erlöskürzungen von 2,1 Prozent befürchteten, stieg die Quote bis Ende 2019 auf 2,4 Prozent. Private Krankenhäuser rechnen pro Fall mit einem Rückstellungsbetrag von 104,74 Euro, freigemeinnützige mit 111,81 Euro und öffentliche Kliniken mit 86,64 Euro. „Öffentliche Krankenhäuser sehen im Jahresabschluss ein geringeres Risiko. Die Differenzen um bis zu 30 Prozent zwischen den Trägerarten sind umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die öffentlichen Träger häufiger Maximalversorger mit hohen Schweregraden sind. Insofern ist die gefühlte Ungleichbehandlung durch den Medizinischen Dienst seitens der freigemeinnützigen und privaten Träger einerseits und der öffentlichen andererseits zumindest nachvollziehbar“, so Burkhart

Mehr Fördermittel an öffentliche Kliniken 

Öffentliche Krankenhäuser erhalten von allen Trägern die meiste Förderung. Die Fördermittelquote bei ihnen liegt bei 67 Prozent. Mit 62 Prozent deutlich weniger erhalten dagegen freigemeinnützige Kliniken. Die Quote bei privaten Krankenhäusern liegt sogar nur bei 49 Prozent.

Bei Investitionen setzen private Krankenhäuser vor allem auf eigene Mittel: Mit 15,5 Prozent haben sie die höchste Investitionsquote im Vergleich zu öffentlichen (13,5 Prozent) und freigemeinnützigen Einrichtungen (12,7 Prozent). Private Kliniken wollen vor allem Zeitfenster nutzen und nicht auf Fördermittel warten.

Beim Case-Mix-Index (CMI) – ein Indikator für die durchschnittliche Schwere der behandelten Krankenhausfälle und dem damit verbundenen relativen ökonomischen Ressourcenaufwand – fällt auf, dass die privaten Häuser deutlich bessere Werte erreichen als freigemeinnützige und öffentliche und damit produktiver sind. „Man könnte vermuten, dass die Pflegekräfte dort mehr ausgelastet werden. Angesichts des Fachkräftemangels ist es aber wahrscheinlicher, dass die privaten Kliniken bessere Strukturen haben, die effizienteres Arbeiten erlauben“, sagt Corinna Friedl, Director Assurance Healthcare Services bei PwC Deutschland, und ergänzt: „Die öffentlichen Kliniken kommen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote aus. Das liegt an der kommunalen Trägerschaft, die bei Bedarf mit Eigenkapitalerhöhungen, Entschuldungsplänen oder Investitionszuschüssen einspringt.“ 

Die aktuelle Analyse zeigt die die unterschiedlichen finanziellen Ausgangslagen der Kliniken, von der aus sie in die Coronavirus-Pandemie gestartet sind. Auf der Basis dieser Kennzahlen ist es nachvollziehbar, dass die Bundesregierung das COVID19-Krankenhaus-Entlastungsgesetz auf den Weg gebracht hat. Das Gesetz sieht unter anderem vor, das Zahlungsziel der Kostenträger auf fünf Tage zu verkürzen. „Zu befürchten ist allerdings, dass die Lücke in den Liquiditätsplänen der Kliniken umso größer wird, sollte das Zahlungsziel wieder auf das Ausgangsniveau verlängert werden“, so Burkhart. Die Studie steht online zum Download zur Verfügung.