Welche Lehren lassen sich aus den Medizinprodukte-Engpässen während der Corona-Pandemie ziehen? Auf dem Hauptstadtkongress hat sich der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan nun für „robuste Lieferketten und smarte digitale Lösungen“ ausgesprochen. Es habe in vielen Bereichen kein Mengen-, sondern ein Verteilungsproblem gegeben, das angegangen werden müsse.
Bei vielen Produkten wie Infusionspumpen, Kathetern, Propofol, Spritzen oder Kanülen hat es Lugan zufolge eine Tendenz zur massiven Über- und Mehrfachbestellungen gegeben. Den daraus entstehenden Lieferengpässen sollte „mit smarten digitalen Lösungen auf der Grundlage bestehender eStandards“ entgegnet werden. „Für über 80 Prozent aller kritischen Produkte gab es keinen Mangel, sondern ein Verteilungsproblem“, schätzt Lugan.
Digitale Bestandsplattform
Der BVMed schlägt deshalb eine „Digitale Bestandsplattform Versorgungskritischer Medizinprodukte“ über eine Bestandsdatenbank mit offenen GS1-Schnittstellen und unter Nutzung des eCl@ss-Systems vor. Der Vorstandsvorsitzende betont: „Wir müssen den Mut haben, ein solches Projekt auch anzugehen und umzusetzen.“
Besondere Verantwortung
Komplexe Lieferketten seien immer nur so stark, wie das schwächste Glied. Vollversoger unter den Medizinprodukte-Unternehmen haben deshalb nach Ansicht von Lugan eine besondere Verantwortung, der die MedTech-Branche auch nachkomme. Als Beispiel nannte der BVMed-Vorsitzende den drastisch gestiegenen Bedarf für Impfspritzen. In einem normalen Jahr werden in Europa rund 100 Millionen solche 1-ml-Spritzen benötigt. Bei der aktuellen Corona-Impfkampagne seien es rund 800 Millionen Spritzen.