Krankenhauskeimen auf der Spur

Die steigende Zahl von Infektionen mit multiresistenten Erregern soll jetzt im Rahmen eines von der Hessischen Landesregierung geförderten Projekts bekämpft werden. Hierzu wird der „genetische Fingerabdruck“ von Krankenhauskeimen analysiert.

Multiresistente Erreger (MRE) stellen heutzutage eine schwerwiegende Problematik insbesondere in Krankenhäusern dar. Ein Forschungsprojekt in Hessen soll dem Krankenhauskeim künftig mittels Gesamt-Genom-Sequenzierung auf die Spur kommen. Hierzu wird das MRE-Netzwerk Mittelhessen Carbapenem-resistente Gram-negative Erreger, die bei hessischen Patienten nachgewiesenen wurden, analysieren.

Gezielte Maßnahmen ergreifen

Von der landesweiten Gesamt-Genom-Sequenzierung versprechen sich Fachleute bessere Möglichkeiten, Übertragungswege der Erreger zu identifizieren, um dann gezielte Maßnahmen gegen eine Weiterverbreitung zu ergreifen. Der „genetische Fingerabdruck“ aller Carbapenem-resistenten Gram-negativen Erreger wird vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen erstellt. Die Gießener Uni agiert hier als Partner des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF).

Aufforderung zur Unterstützung

Die Gesamt-Genom-Sequenzierung soll ermöglichen, dass betreffende Erreger genauestens charakterisiert werden. Untersucht werden nicht nur Antibiotikaresistenzen und Informationen zum Verwandtschaftsgrad der Erreger, sondern auch die Übertragbarkeit der Resistenz-Eigenschaften zwischen unterschiedlichen Bakterien und vorhandene Virulenzfaktoren. Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen sind wiederum hilfreich dafür, multiresistente Erreger zu erkennen, einzudämmen und bei einem Auftreten zu intervenieren. „Wir wollen die steigende Zahl von Infektionen mit multiresistenten Gram-negativen Erregern, MRGN, energisch bekämpfen und Patienten besser schützen“, erklärte dazu Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner. Er forderte alle hessischen Krankenhäuser und Labore auf, Isolate entsprechender Erreger kostenfrei der Gesamt-Genom-Sequenzierung zuzuführen, um so die Patientensicherheit zu verbessern.

Bundesweit erleiden jährlich zirka 500.000 Menschen eine behandlungsbedingte Infektion, zunehmend auch mit multiresistenten Erregern. Carbapeneme sind sogenannte Reserve-Antibiotika und häufig die letzte wirksame und sichere Therapiemöglichkeit von Infektionen.