Hohe Zufriedenheit mit Telemonitoring

Herzinsuffizienz
G-BA Förderprojekt: Herzinsuffizienz ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland mit über 47.000 Verstorbenen pro Jahr. (Foto: Rhön-Klinikum AG/ Sylvia Willax)

Eine kürzlich durchgeführte Befragung ergibt eine hohe Zufriedenheit und Akzeptanz im Umgang mit einem E-Health-Portal für das Telemonitoring bei Herzinsuffizienz. Das gilt für PatientInnen und medizinisches Personal gleichermaßen.

Durchgeführt wurde die Befragung im Rahmen des G-BA Förderprojektes „sekTOR-HF“. Rund 220 PatientInnen mit Herzinsuffizienz hat das Projekt während der bisherigen Laufzeit für das Telemonitoring eingeschlossen. Ende Mai 2022 endete die Rekrutierungsphase. Danach erfolgte eine Auswertung über den Umgang und die Akzeptanz aller BenutzerInnen. Dabei handelt es sich um, ÄrztInnen und Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger, sowie um PatientInnen, die mit der Telemonitoring-Plattform arbeiten.

Den entscheidenden Vorteil sehen alle Befragten darin, dass sämtliche Beteiligte wie ÄrztInnen, Klinik, aber auch Familienmitglieder und Angehörige, Zugriff auf die Plattform haben, intensiver miteinander kommunizieren und dabei eine gemeinsame Sprache sprechen. Sie haben zur selben Zeit Einsicht auf die Patientenakte und nehmen dadurch gemeinsam Einfluss auf die Gesundheit des Erkrankten.

Im Rahmen von Experteninterviews und Fokusgruppendiskussionen wurden die teilnehmenden BenutzerInnen hinsichtlich verschiedener Faktoren befragt. Dazu zählen ihre Zufriedenheit und Akzeptanz mit der Plattform, der Einfluss auf das Patienten-Empowerment und die Veränderungen in der Kommunikation, Koordination und Kontinuität. Die Befragung wurde im Rahmen einer universitären Abschlussarbeit durchgeführt.

Positive Effekte

MedizinerInnen und medizinischen Personal ziehen eine deutlich positive Bilanz: „Wir bemerken, dass sich die Menschen sicherer fühlen, sie entwickeln mehr Motivation etwas gegen ihre Erkrankung zu tun“, führt eine der befragten medizinischen Expertinnen aus. Für besonders hilfreich erachten sie “[…], dass man aktuelle Werte von den Patienten hat und wir dann eben direkt auch was unternehmen können, wenn wir sehen, der Blutdruck ist utopisch hoch oder total niedrig”.

Auch die Bedienung des Portals empfinden die MedizinerInnen als einfach und selbsterklärend, und betonen, dass sie dank der Übersicht alle Daten der PatientInnen über mehrere Monate im Blick haben. Das habe auch Potential für die Anwendung auf andere Krankheitsbilder. Insgesamt sei das Telemonitoring über die Plattform für die PatientInnen ein „doppelter Boden mit Fallnetz“, da man ihnen nach der Entlassung aus dem stationären Aufenthalt mehr Sicherheit im Alltag bieten kann.

Patientensicherheit und -empowerment

Hinsichtlich des Patienten-Empowerments gaben die befragten PatientInnen an, dass sie durch die Nutzung der Plattform mehr Motivation und Interesse am Umgang mit ihrer Erkrankung zeigen. „Die Plattform hat mir einiges gezeigt, was ich vorher nicht kannte, zum Beispiel verschiedene Zusammenhänge und dass die Reduktion meiner blutdrucksenkenden Mittel darauf zurückzuführen ist“, beschreibt eine Teilnehmerin. Einige PatientInnen heben hervor, dass die kontinuierliche Erfassung der Daten ihr Vertrauen in den eigenen Körper ausbaut, für Sicherheit sorgt und damit das Wohlbefinden steigert. Neben diesen Punkten betonten die befragten PatientInnen den einfachen und niederschwelligen Aufbau der Telemedizinplattform als wichtiges Kriterium für ihre Zufriedenheit und Nutzung. Auch die Eintragung der Messwerte gestaltet sich selbsterklärend.

Wünsche zeitnah umgesetzt

Im Rahmen der Projektierung wurden zahlreiche Anforderungen aus dem Praxisalltag erfasst, die vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) umgesetzt wurden. Im Laufe des Projekts brachten einige der befragten PatientInnen den Wunsch nach einer Chat-Funktion ein, um Kleinigkeiten schnell und einfach klären zu können. Auch ein Lernmodul, das weitere Informationen zur Krankheit und dem Umgang mit dieser liefert, wurde von den PatientInnen nachgefragt. Als Ergänzung zu den objektivierbaren Messwerten wünschen sich die Teilnehmenden eine Videosprechstunde mit Kardiologen, die sie bei subjektiv empfundenen Verschlechterungen in Anspruch nehmen können. Diese Funktionen wurden im Rahmen der Projektierung implementiert und werden im nächsten Update im Oktober 2022 zur Verfügung gestellt.

G-BA Förderprojekt sekTOR-HF: Die Projektleitung verantwortet die Rhön-Klinikum AG. Die Umsetzung erfolgt an ihren Klinikstandorten Bad Neustadt und Marburg. Als Kostenträger sind die AOK Bayern, AOK Hessen, DAK Gesundheit und Techniker Krankenkasse beteiligt. Die Arztpraxen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) und dem hessischen Ärztenetzwerk PriMa e.g. eingebunden. Das Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) steht als unabhängige Dienstleistungsplattform für alle technischen Fragestellungen zur Verfügung.