Viele Menschen in Deutschland habe nach wie vor Probleme, an qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen zu gelangen und diese zu bewerten. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes.
Rund zwei Drittel der Befragten finden es eher schwierig oder sogar sehr schwierig zu beurteilen, ob Gesundheitsinformationen vertrauenswürdig sind. Unterstützungsangebote bei psychischen Problemen zu finden, wird von knapp zwei Drittel als schwierig oder sehr schwierig eingeschätzt.
„Die Schwierigkeit, gesicherte Gesundheitsinformationen zu bekommen, ist bei vulnerablen Gruppen noch stärker ausgeprägt”, sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Personen mit schlechterem Gesundheitszustand hätten tendenziell häufiger Probleme bei der Beschaffung und Beurteilung gesundheitsrelevanter Informationen als der Durchschnitt. Zudem berichten chronisch kranke Menschen ebenfalls etwas häufiger über Schwierigkeiten bei der Suche nach professioneller Hilfe. Jüngere haben der Umfrage zufolge überdurchschnittlich oft Probleme zu beurteilen, ob eine ärztliche Zweitmeinung sinnvoll wäre. „An diesen Ergebnissen zu speziellen Gesundheitskompetenzen zeigt sich wieder einmal die Benachteiligung vulnerabler Gruppen, die es in dieser Spanne nicht geben sollte“, so Reimann.
Schwierige Terminfindung
Nach Gründen gefragt, warum es in den letzten zwölf Monaten nicht möglich gewesen sei, einen Arztbesuch oder eine medizinische Behandlung zu bekommen, antwortet über ein Drittel (34 Prozent), dass es keinen freien Termin gegeben habe. Von den Menschen mit schlechtem oder sehr schlechtem Gesundheitszustand geben diesen Grund sogar 54 Prozent an. Dass die benötigte Behandlung in der näheren Umgebung nicht erhältlich gewesen sei, nennen zwölf Prozent als Grund, weshalb sie einen Arzttermin oder eine medizinische Behandlung nicht wahrnehmen konnten. Weil sie es sich finanziell nicht leisten können, geben immerhin drei Prozent als Ursache an. Bei den Personen mit schlechtem Gesundheitszustand sind es sogar zehn Prozent. Als Beispiele nennt diese Gruppe unter anderem Untersuchungen oder Behandlungen bei Ärzten, Zahnärzten sowie Kieferorthopäden. Und dass, obwohl diese Untersuchungen oder Behandlungen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung nur zu geringen Teilen zuzahlungspflichtig sind. Zudem gelten. für sozial schwächere und chronische kranke Menschen Zuzahlungsgrenzen.
Zugangshürden müssen fallen
„Auch strukturelle Zugangshürden führen im Gesundheitswesen weiterhin zu schlechteren Gesundheitschancen. Dagegen müssen wir gezielt vorgehen“, fordert Reimann. Die Menschen erwarteten einen schnellen, barrierefreien Zugang zu guter Gesundheitsversorgung – unabhängig von Geschlecht, Alter, Sprache, Behinderung, Pflegebedürftigkeit, Erkrankung, Wohnort oder sozialem Status. „Tatsächlich zählt aber soziale Benachteiligung schon in frühester Kindheit weiterhin zu den wesentlichen gesundheitlichen Risikofaktoren”, so Reimann. Um gesundheitliche Teilhabe insbesondere in strukturschwachen Gebieten zu verbessern und unterschiedliche regionale Handlungsbedarfe – ob im ländlichen Raum oder in sozialen Brennpunkten – zu berücksichtigen, brauche es einen verlässlichen Rahmen für die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure vor Ort. Deshalb gelte es nun, gemeinsam mit den Kommunen neuartige Angebote wie Gesundheitszentren oder Gesundheitskioske zu schaffen.