E-Health gewinnt an Dynamik – teilweise

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Seniorin konsultiert Arzt mit Tablet-Computer: „Wir sind noch lange nicht am Ziel“ (Foto: chassenet/123rf.com)

Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems schreitet zwar voran. Doch laut dem E-Health Monitor der Unternehmensberatung McKinsey lassen entscheidende Fortschritte noch immer auf sich warten.

Eine der schlechtesten Nachrichten aus Sicht des Beratungsunternehmens: Die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und Arztpraxen erfolgt immer noch zu 95 Prozent in Papierform. „Wir haben in Deutschland beim Thema E-Health im letzten Jahr einige Fortschritte gemacht, sind aber noch lange nicht am Ziel“, resümmiert McKinsey-Partnerin Laura Richter, Co-Autorin der aktuell veröffentlichten Studie. „Die größten Herausforderungen sind der flächendeckende Datenaustausch von Leistungserbringern insbesondere über ambulant-stationäre Grenzen hinweg sowie die Skalierung von ePA und E-Rezept in Richtung Patienten durch eine umfassende Informationskampagne.“ Die Unternehmensberatung McKinsey & Company liefert mit dem E-Health Monitor jährlich einen Überblick über die Fortschritte bei der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen.

Telemedizin wächst um den Faktor 900

Es gibt aber auch gute Nachrichten hinsichtlich der Digitalisierung: So ist die Nutzung von Telemedizin um den Faktor 900 angewachsen: In 2020 hat sich die Zahl der digitalen Sprechstunden in deutschen Arztpraxen auf fast 2,7 Millionen erhöht – von weniger als 3.000 digitalen Arzt-Patient-Gesprächen vor COVID-19 im Jahr 2019. Die Zahl der Downloads der Top-40-Gesundheits-Apps hat sich auf 2,4 Millionen nahezu verdoppelt. Auch auf gesetzlicher und technologischer Ebene hat sich nach Einschätzung der Berater einiges getan, um den Weg zu bereiten für digitale Fortschritte wie elektronische Patientenakte (ePA) und das verzögerte E-Rezept.

Telematikinfrastruktur bei über 90 Prozent der Hausärzte

Konkrete Fortschritte macht laut dem E-Health Monitor auch die digitale Infrastruktur: Mehr als 90 Prozent der Hausarztpraxen sind nach den jüngsten Erhebungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mittlerweile an die Telematikinfrastruktur angeschlossen. Jüngere niedergelassene Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen unter 50 Jahren sowie mittelgroße bis große Praxen weisen überdurchschnittliche Anschlussraten auf. Auch das Angebot an digitalen Services wächst (+18% im Vorjahresvergleich).

30 Indikatoren messen E-Health-Fortschritte

Der E-Health Monitor untersucht in diesem Jahr zum zweiten Mal anhand von rund 30 Indikatoren Entwicklung und Status quo von E-Health in Deutschland. Die Analyse soll dem Gesundheitswesen einen aktuellen Überblick über relevante Trends und Neuerungen liefern. „Insgesamt haben sich die Rahmenbedingungen für E-Health in Deutschland weiter verbessert“, ergänzt Co-Autor Tobias Silberzahn. Dazu beigetragen haben sieben E-Health-fokussierte Gesetze, die zwischen 2019 und 2021 auf den Weg gebracht wurden. Ihre Ziele: die Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens hierzulande und die Beschleunigung des Ausbaus der digitalen Infrastruktur. Silberzahn weiter: „Mit der Einführung von ePA und E-Rezept baut Deutschland weiter am E-Health-Fundament – aber es gibt noch einige Bereiche, bei denen das Land im internationalen Vergleich mehr Gas geben sollte.“ Als Beispiel nennt er die Fernbetreuung von Patienten, die in Großbritannien schon etabliert sei.

Der eHealth Monitor 2021 erscheint in diesem Jahr erstmals als gedrucktes Buch (49,95 EUR) bei der Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft (ISBN: 978-3-95466-656-0). Der Download als E-Book ist kostenlos möglich: https:/mck.de/ehealthmonitor2021