20 Millionen Menschen in Deutschland nutzen bereits digitale Gesundheitsanwendungen, und zehn Millionen setzen Diagnostik-Apps ein. Ihren Arzt oder Therapeuten live via Internet konsultiert haben mittlerweile drei Millionen Bundesbürger, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen.
Die seit 2010 jährlich durchgeführte Online-Befragung zum digitalen Gesundheitsmarkt, der so genannte EPatient Survey, ist erstmals repräsentativ für alle Deutschen im Internet (92 Prozent). „Corona hat die Digitalisierung beschleunigt“, sagt Dr. Alexander Schachinger, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens EPatient Analytics, das die Studie verantwortet. Zwischen Frühjahr und Herbst stieg die Nutzung von Diagnostik-Apps von zehn auf 13 Prozent, Onlinesprechstunden von zwei auf fünf Prozent.
Die meisten Nutzer (46 Prozent) haben die Apps laut Studie selbständig im Internet entdeckt, Freunde/Familie sind Empfehlungskanal Nummer zwei mit 22 Prozent. Werbung mit 14 Prozent liegt gleichauf mit dem Empfehlungsgeber Arzt (14 Prozent) vor der Krankenkasse (13 Prozent). Weit abgeschlagen sind Apotheke (fünf Prozent) und das Schlusslicht Krankenhaus (drei Prozent).
Zielgruppen verstehen
Schachinger warnt davor, lediglich zwischen Onlinern und Offlinern zu unterscheiden. Online-Sprechstunden werden beispielsweise gar vier- bis fünfmal häufiger von Akademikern als von bildungsfernen Gruppen genutzt. Sieben Prozent der Stadtbewohner, aber nur drei Prozent der Einwohner in kleineren Ortschaften nutzen sie. Das kann aber auch eine Folge der schlechten Datennetze auf dem Land sein und zeigt auf, dass Versorgungslücken per se nicht mit dem Online-Arzt gelöst werden können. Bei Diagnose- und Coaching-Apps zeigen sich jeweils andere Nutzerprofile. „Nur wenn wir jede Anwendung aus ihrem spezifischen Nutzer- und Marktszenario heraus verstehen, können wir Digital gut in die Versorgung integrieren“, betont Schachinger.
Integration in Versorgungslandschaften
Vier Prozent der Befragten haben bereits „vom Arzt eine App verordnet bekommen” obwohl die vom BfArM zugelassenen DiGas erst seit wenigen Wochen veröffentlicht sind. Als Grund für die hier schon relativ hohen vier Prozent vermuten die Studienautoren die mit Selektivverträgen verknüpften Startups (zum Beispiel Tinnitracks, Selfapy, Cara Care), die teilweise bereits seit Jahren Verträge mit Krankenkassen haben.
Für die Best Practice eines „digitalen Versorgungsszenarios” vor Ort hält Schachinger, integrierte Lösungen wie beispielsweise Caspar Health. Das digitale Reha-Coaching-Programm erhalten Patienten schon während und nach stationärer oder Reha-Behandlung. Sie werden vom Stationspersonal vor Ort eingeführt. Rund 200 Reha- und Klinikzentren haben Caspar derzeit in ihre Behandlung.
Insgesamt ist das Nutzersegment „App/Online-Kurs zum Klinikaufenthalt“ von 2016 – 2020 von einem auf fünf Prozent kontinuierlich gewachsen, zeigen die Studienergebnisse.
Der EPatient Survey soll ab sofort zweimal jährlich durchgeführt werden, um die Akzeptanz der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGas), der elektronischen Patientenakte und des elektronischen Rezepts zu messen.