Bürokratie hat Ärzte und Pflegekräfte im Griff

Medizinerin bei Dokumentationsaufgaben
Medizinerin bei Dokumentationsaufgaben: „Misstrauenskultur zu Lasten der Patienten“ (Foto: thodonal/123rf.com)

Deutsche Klinikärzte verbringen 46 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie und Dokumentationsaufgaben. Umgerechnet auf das Jahr bedeutet dies, dass sie seit dem 24. Juli nicht mehr für Patienten, sondern ausschließlich mit Papier und PC arbeiten. 

Bei den Pflegekräften sieht es nicht wesentlich besser aus: für sie beginnt der „Docu Day“ am 22. August. Die Klinikgruppe Asklepios hatte hierzu 2019 eine Studie veröffentlicht. Seinerzeit hatten 85 Prozent der Stationsärzte und rund 68 Prozent der leitenden Ärzte angegeben, sich dadurch frustriert zu fühlen, 93 Prozent der Klinikärzte erlebten sie als Misstrauenskultur zu Lasten der Patienten. Auch gaben sie zu 79 Prozent an, dass der Dokumentationsaufwand in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen habe. Das hatte eine Online-Befragung von 200 Klinikärzten über DocCheck im Auftrag der Asklepios Kliniken ergeben.

Digitalisierungs-Rückstand erhöht Dokumentationsaufwand

„Gebessert hat sich an der Situation nichts, durch die Misstrauenskultur der Krankenkassen beherrschen Bürokratie und Dokumentationsaufwand weiterhin den deutschen Krankenhausalltag“, ärgert sich Asklepios-CEO Kai Hankeln. „Der Doctor’s Docu Day verdeutlicht, wie sehr das Personal unter der unerträglichen Nachweispflicht leidet“, unterstreicht Hankeln. „Statt eigene Probleme zu lösen und beispielsweise das Rekorddefizit abzubauen, binden die Kostenträger so mehr als ein Drittel der Arbeitskräfte, die dann für die Arbeit am Patienten fehlen“, beklagt er. Als besonders ungünstig erweist sich dabei der Rückstand bei der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Dadurch ist der Aufwand zur Dokumentation noch höher.

Corona-Einbußen verschärfen die Probleme

Da die deutschen Kliniken aufgrund ihrer ökonomisch schwierigen Lage und der im internationalen Vergleich geringen Erlöse für die Fallpauschalen (DRG) auf die Kostenerstattung erbrachter Leistungen angewiesen sind, steigt der Aufwand, um Kostenträgern keinen Vorwand für Beanstandungen und Kürzungen zu liefern. Trotzdem ist die Lage deutscher Krankenhäuser dramatisch, wie die Unternehmensberatung Roland Berger kürzlic schrieb: Einbußen durch Corona verhindern dringend notwendige Investitionen in die Zukunft.