Eine aktuelle Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank zeigt: Die massiv steigende Zahl der Leistungsberechtigten sorgt dafür, dass sich ambulante Pflegedienste, Betreutes Wohnen und Demenz-Wohngemeinschaften immer stärker etablieren.
Für 2018 zählt das Bundesministerium für Gesundheit 3,7 Millionen Leistungsberechtigte der sozialen Pflegeversicherung. Diese Zahl wird bis zum Jahr 2030 auf rund 4,6 Millionen ansteigen. Bis 2050 rechnet das Ministerium mit 5,9 Millionen entsprechend pflegebedürftigen Menschen.
Das hat der Apobank zufolge deutliche Auswirkungen auf den Pflegemarkt: Die Tagespflege gehört mit durchschnittlich 36 Neugründungen pro Monat neben den ambulanten Pflegediensten (48 Neugründungen) zu den wachstumsstärksten Bereichen der Pflege. Im Gesamtjahr 2018 wurden 431 neue Tagespflegen gegründet – damit entfällt mehr als ein Drittel aller Neugründungen auf dieses Segment. In Deutschland gab es Anfang 2019 mehr als 4.700 Tagespflegen, sodass hier noch von einem Nischenmarkt gesprochen werden kann.
Das Segment Betreutes Wohnen hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einer wichtigen Säule im Pflegemarkt entwickelt und wird sowohl von ambulanten als auch stationären Betreibern zunehmend etabliert. Mit über 350 Bauprojekten war die Entwicklung 2018 stärker als im klassischen stationären Segment. Als weitere stark wachsende Segmente der ambulanten Versorgung gelten die Wohngemeinschaften demenzerkrankter Bewohner. Hierbei handelt es sich allerdings trotz kräftiger Zuwächse in den letzten Monaten noch um einen Nischenbereich.
Entwicklung integrativer Versorgungsangebote
Grundsätzlich stellt der Gesetzgeber die ambulante Versorgung vor die stationäre, was auch dem Bedürfnis der Pflegebedürftigen entspricht, die möglichst lange in den eigenen vier Wänden betreut werden wollen. „Wir erleben, dass die strukturellen Veränderungen im Pflegemarkt die Weichen neu stellen und viele unserer Kunden im stationären Bereich zusätzliche ambulante Leistungen anbieten wollen“, kommentiert ApoBank-Bereichsleiter Firmenkunden Michael Gabler. Ohnehin sind viele Anbieter derzeit mit Um- oder Neubauten befasst. Sei es um die Vorgaben ihrer jeweiligen Landesgesetzgebung etwa hinsichtlich Einzelzimmerquoten zu erfüllen oder um neue Plätze für den wachsenden Bedarf oder die gestiegenen Ansprüche zu schaffen. „Vor hohen Investitionen sollten die strukturellen Veränderungen und die individuelle Situation in der Region genau durchdacht werden“, sagt Gabler.
Neue wirtschaftliche Herausforderungen
Zuletzt wurde mit dem Pflegestärkungsgesetz II auch der Eigenanteil der Bewohner nach Einrichtungen pauschalisiert. Für die Anbieter stationärer Einrichtungen entsteht mit dem sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (eeE) ein neues Risiko. Gabler: „Der eeE wird üblicherweise jährlich festgesetzt. Verändert sich zwischenzeitlich der Pflegeaufwand für die Bewohner, können wirtschaftliche Verluste entstehen. Da Pflegeheime aber nur bedingt Möglichkeiten haben, Rücklagen zu bilden, kommt dem Blick auf die Ertragsstrukturen eine wachsende Bedeutung zu.“
Regionale Branchenanalysen beachten
Bei allen Vorhaben im Pflegemarkt ist der Fachkräftemangel eine der zentralen Herausforderungen. Wie die aktuelle Versorgungslage, strukturelle Daten und Prognoseberechnungen in den jeweiligen Regionen aussehen, hat die ApoBank in einem Branchenreport Pflege analysiert. Zehnich: „Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklung, die Anzahl der Erwerbstätigen oder das Rentenniveau in einer Region haben erheblichen Einfluss auf Angebot und Nachfrage von Pflegeleistungen. Wir haben daher ein Scoring-Modell entwickelt, das es uns künftig ermöglicht, die relevanten quantitativen Kennzahlen zu vergleichen, um somit im Kundengespräch gezielt auf die regionalen Besonderheiten eingehen zu können.“
Eine Zusammenfassung des Branchenreports Pflege veröffentlicht die ApoBank auf ihrer Internetseite. (PDF-Datei zum Download)