Bei einem Unfall mit vielen Verletzten kann ein unbemanntes Flugsystem künftig die Einsatzkräfte entlasten. Die RWTH Aachen war maßgeblich an der Entwicklung der neuen Drohne beteiligt.
Um die Behandlungspriorität festzulegen, werden in Deutschland bei einem Unfall die Verletzten in Sichtkategorien eingeteilt. Die Vitalparameter sind hierzu wichtige Indikatoren. Aus einer Höhe von fünf bis zehn Metern werden beispielsweise Herz- und Atemfrequenz der Verletzten gemessen. Auf diese Weise erhalten die Rettungskräfte bereits vor ihrem Eintreffen am Unfallort wichtige Informationen.
Erfolgreicher Demonstrationsflug
Im Floriansdorf der Aachener Feuerwehr wurde jetzt demonstriert, wie das Flugsystem hier mittels Kameras und Radar unterstützen kann. Ein Telenotarzt, der zuvor den Bereich der Verletztensuche eingrenzte, startete den Demonstrationsflug. Das Flugsystem hob senkrecht ab, flog zum Einsatzort und führte nach dem Hochkippen der Haupttragflächen im Schwebeflug eine erste Sichtung aus der Luft durch.
Mithilfe der Sensoren an Bord – darunter ein Multispektrales Kamerasystem und ein Radarsystem – erfasste der Telenotarzt den Gesundheitszustand der Patienten am Boden. Diese Daten übermittelte er dann an die Rettungsleitstelle. Nach dem Eintreffen der Rettungskräfte kehrte das Flugsystem vollautomatisch zu seiner Heimatbasis zurück.
Forschungsprojekt FALKE
Das System entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „FALKE – Flugsystem assistierte Leitung komplexer Einsatzlagen“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die gemeinsamen Arbeiten von TeleCare Docs in Clouds GmbH, der flyXdrive GmbH, der IMST GmbH, der RWTH Aachen und der Ruhr-Universität Bochum mit 2,3 Millionen Euro.
Hohe Reichweite
Das Aachener Institut für Flugsystemdynamik unter Leitung von Professor Dieter Moormann entwickelte mit der flyXdrive GmbH innerhalb des Projekts ein vollständig automatisiertes Flugführungs-und -regelungskonzept für den Betrieb über große Entfernungen. Das System ist jederzeit einsatzfähig und funktioniert auch bei schlechten Wetterverhältnissen. Er Einsatz eines Piloten zur Steuerung des Systems ist nicht erforderlich. Das Kippflügelfluggerät erlaubt einen schnellen Anflug mit hoher Reichweite. Dank der Schwebeflugfähigkeit und der intelligenten Bahnführung lässt sich das Flugsystem sicher am Einsatzort navigieren und die Sensorik präzise einsetzen.
Der AcuteCare InnovationHub der Klinik für Anästhesiologie an der Uniklinik RWTH Aachen unterstützt das Forschungsprojekt. Die Experten setzen die kontaktlose Vitalparametermessung sowie die Erstellung eines angepassten Sichtungsalgorithmus technisch um. Eine katastrophenmedizinische Evaluation soll nun die Potenziale der neuen Technologie zeigen.