Mit der vom spanischen Spinoff Icnodent entwickelten Anwendung „Icnos“ sollen Patienten bei der zahnärztlichen Behandlung ihre Angstgefühle in den Griff bekommen. Mit Hilfe einer Augmented Reality-Brille und der App kann der Patient gleichzeitig einen Bildschirm und den Zahnarzt sehen. Er ist nicht vollständig von seiner Umgebung isoliert und kann weiterhin kommunizieren.
Kaum jemand geht gänzlich ohne Vorbehalte zum Zahnarzt. Selbst wenn keine schmerzhafte Behandlung zu befürchten ist, fühlen sich viele Patienten auf dem Behandlungsstuhl hilflos, da sie während der Sitzung nicht sprechen können. Und wer angstfrei auf dem Stuhl sitzt, langweilt sich womöglich.
Die beiden in London geborenen Brüder Jonathan und Christian Mulas tüftelten angesichts dieser Problematik nach ihrem Zahnmedizinstudium an der Universidad Alfonso X El Sabio in Madrid daran, wie man den Zahnarztbesuch aus Patientensicht angenehmer gestalten kann. Sie gründeten das Spinoff Icnodent, das sich auf die Fahnen schrieb, das „Ereignis“ Zahnarztbesuch zu verbessern. Das Ergebnis ist eine neue Software-App, die im Zusammenspiel mit einer Augmented Reality-Brille funktioniert. Insbesondere wird damit die Kommunikation während der Behandlung erleichtert. Als Augmented Reality-Brille wählten die Icnodent-Gründer die von Epson entwickelte „Moverio BT-350“aus, weil es sich hierbei um ein besonders leichtes und kompaktes Modell handelt, das zudem einfach zu nutzen ist. Die Brille bietet eine sehr hohe Bildqualität mit erstklassigen Grafiken.
Zu Beginn des Besuchs wird der Patient gefragt, ob er die Augmented Reality-Brille nutzen möchte. Wenn er sich dafür entscheidet, setzt ihm der zahnmedizinische Fachangestellte die Epson Moverio mit der von den Brüdern entwickelten App „Icnos“ auf, sobald er im Behandlungsstuhl Platz genommen hat. Ab diesem Moment kann der Patient auf die diversen Optionen und Inhalte der Software zugreifen, während der Zahnarzt die Behandlung beginnt.
„Sprechverbot“ wird umgangen
Wenn der Patient dem Arzt während der Behandlung etwas mitteilen möchte, beispielsweise um eine Pause bitten oder nach der Restdauer der Behandlung fragen, kann er dies über die App tun. Die Steuerung erfolgt per Hand über ein kleines Panel. Das Programm greift auf einen Bluetooth-Lautsprecher zu, der vordefinierte Nachrichten ausgibt. Währenddessen wird der Arzt bei der Behandlung nicht unterbrochen. Langweilt sich der Patient, kann er während der Behandlung im Internet surfen, Online-Publikationen lesen oder Videos ansehen.
Die meisten Patienten setzen die Moverio BT-350 von Epson bereitwillig auf und empfinden dadurch einen geringeren Kontrollverlust. Durch die Möglichkeit, gleichzeitig einen Bildschirm und den Zahnarzt vor Augen zu haben, fühlen sie sich nicht mehr so stark von der Umgebung isoliert und von allen Möglichkeiten der Kommunikation abgeschnitten. Sie können die Zeit während der Behandlung effektiv nutzen und fühlen sich gleichzeitig besser aufgehoben und selbstbewusster, da sie trotz vorrübergehender Sprach-Unfähigkeit etwas mitteilen können.
Lösung wird weiterentwickelt
Die Tüftelei der Brüder hat sich gelohnt: Mehr als 50 Zahnärzte setzen die Lösung bereits in ihrer Praxis ein. Zurzeit arbeitet das Team an der Aktualisierung und weiteren Verbesserung der App. Ziel ist es, die App auch an weitere medizinische Umgebungen anzupassen, bei denen der Patient zwar weitgehend bewegungslos, jedoch bei Bewusstsein ist. Beispiele dafür sind Behandlungen mit örtlicher Betäubung, Dialyse und Transfusionen.