Augenexperten fordern barrierefreie Apps

Auch in der Augenheilkunde spielt die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. Der Patient nutzt künftig beispielsweise Apps für Untersuchungszwecke oder zur Behandlungskontrolle. Damit auch sehbehinderte Menschen von dieser Entwicklung profitieren können, müssen diese Anwendungen barrierefrei sein. Das fordern jetzt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) Barrierefreiheit für diese Anwendungen. Wichtig für Augenpatienten seien unter anderem die richtige Schriftart, eine verstellbare Schriftgröße und ein ausreichender Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund.

Die Digitalisierung bietet neue Chancen, um Volkskrankheiten wie altersabhängige Makula-Degeneration und Grünen Star effektiver zu bekämpfen. So kann zum Beispiel die Auswertung von Krankheitsverläufen dazu beitragen, Risikofaktoren zu identifizieren und damit Prävention und Früherkennung zu optimieren. In diesem Prozess wird der Patient nicht auf eine Rolle als passiver Datenlieferant reduziert werden, sondern aktiv daran teilnehmen. „Patienten werden von der Digitalisierung profitieren, und zwar nicht nur durch Fortschritte in der Therapie, sondern ganz direkt“, sagt Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und Direktorin der Universitäts-Augenklinik Münster.

So können digitale Anwendungen können zum Beispiel dafür sorgen, dass Patienten die Therapie besser verstehen. Sie können die Betroffenen auch an ihre Medikamenteneinnahme erinnern und damit zum Behandlungserfolg beitragen. „Sie können in manchen Fällen auch die Anreise zum Augenspezialisten ersparen“, führt die DOG-Präsidentin weiter aus. Die ersten Diagnose-Apps für den Heimgebrauch sind bereits in der Erprobung. Als Beispiele nennt die Expertin eine Sehtest-App oder eine Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star.

Hoher Nutzen für Augenpatienten

„Viele Augenpatienten sind aufgrund ihres Sehverlusts nur eingeschränkt mobil. Wenn ihnen durch digitale Anwendungen der oft lange Weg in die spezialisierten Zentren ab und zu erspart werden kann, hilft das“, sagt Klaus Hahn. Der Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes hat in diesem Zusammenhang noch weitere Punkte auf der Wunschliste, etwa einen umfassenden Datenschutz. Die durch die Digitalisierung gewonnene Zeit sollte nach Ansicht von Hahn genutzt werden, um im Arzt-Patienten-Kontakt die sprechende Medizin auszubauen.

Die Barrierefreiheit ist auch nach Einschätzung von Hahn besonders wichtig: „Wenn alle Augenpatienten von der digitalen Zukunft profitieren sollen, müssen die Inhalte der Anwendungen auch für Menschen mit reduziertem Sehvermögen zugänglich sein. Apps und Desktop-Anwendungen müssen deshalb von Anfang an konsequent barrierefrei entwickelt und gestaltet werden.“ Neben einer entsprechenden Programmierung gehören dazu gestalterische Parameter wie Schriftart, Farbe und Kontrast (mehr Informationen unter). Außerdem muss der Anwender die Möglichkeit haben, die Darstellung digitaler Informationen flexibel seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen.

Nicole Eter weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Menschen mit Seheinschränkungen am Rechner, Smartphone oder Tablet auf barrierefreie Gestaltung und Programmierung angewiesen sind. „Die Augenheilkunde kann deshalb bei der Einbeziehung von Patienten in die Digitalisierung eine Vorreiterrolle übernehmen und für andere Fachrichtungen zum Vorbild werden“, so die Expertin.

Augenheilkunde und Barrierefreiheit sind auch zentrale Themen der „Woche des Sehens“ www.woche-des-sehens.devom 8. bis 15. Oktober 2018. Zu den Partnern der jährlichen Informationskampagne gehören DOG und DBSV.