Ambulantisierung: Wie die medizinische Versorgung zuhause gelingt

Medica Start-Up Park
Im Medica Start-Up Park (Halle 12) sind zahlreiche deutsche Start-ups vertreten. (Foto: Constanze Tillmann/Messe Düsseldorf).

Die Medizinmesse Medica 2023 (13. bis 16. November 2023 in Düsseldorf) thematisiert auch die medizinische Versorgung zuhause. Ein Ausbau der ambulanten medizinischen Leistungen ist erklärtes Ziel der Bundesregierung.

Das Thema „Ambulantisierung“ ist Bestanteil des „Medica Connected Healthcare Forum“, einem seit Jahren etablierten Programmbestandteil der mit mehr als 5.200 beteiligten Unternehmen weltführenden Medizinmesse.

Die Vielfalt neuer Technologien könnte neue Möglichkeiten für die medizinische Versorgung zuhause eröffnen. Das kommt auch der Bundesregierung entgegen. In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich die Regierungsparteien explizit zum stärkeren Ausbau der ambulanten medizinischen Leistungen bekannt. 

Was kann hier die moderne Medizintechnik leisten? „Alternative care delivery models – Balancing at-home technology, outpatient and clinical healthcare“ ist der Titel einer Forum-Session am Montag (13. 11.2023, ab 15 Uhr). Professor Martin Holderried, Geschäftsführer und Chief Medical Information Officer des Zentralbereichs des Tübinger Universitätsklinikums, wird seine Vorstellungen einer Patienten-zentrierten Qualitäts-fokussierten, digitalen und nachhaltigen Medizin skizzieren. Für ihn ist die Digitalisierung im Krankenhaus vor allem ein Organisationsentwicklungsprozess für alle Berufsgruppen und über alle Hierarchieebenen hinweg. Das betreffe nicht nur die IT.

Während Dr. Roland Strasheim, Marienhaus MVZ GmbH, erläutern wird, was bei medizinischen Versorgungsmodellen verbessert werden könnte, stellt Dr. Helmut Hildebrandt das Konzept so genannter „Mikro-Krankenhäuser“ vor. Neben seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der OptiMedis AG befasst er sich insbesondere mit der Konzeption und Entwicklung regionaler Gesundheitssysteme sowie mit deren Umsetzung in deutschen, aber auch europäischen Regionen. Er prägt die Diskussionen über Managed-Care-Programme zum Beispiel im „Gesunden Kinzigtal“, bei denen möglichst alle Heilberufe an einem Strang ziehen. „Die dezentrale Wundversorgung“ ist Themenbestandteil des Vortrags von Dr. Sebastian Kersting vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie. Anschließend zeigen Unternehmen wie Skylabs und Garmin ihre Lösungen beispielsweise im Bereich der 24h-Blutdruckmessung und der Patientenfernüberwachung.

Alltagstaugliche Assistenzsysteme und KI

Mit Robotik startet der Messe-Dienstag (14. November, ab 11 Uhr) – konkret mit dem von Professor Robert Riener vom Sensory-Motor Systems Lab und der ETH Zürich initiierte „Cybathlon“. Das ist der Name einer Plattform, um die Forschung im Bereich alltagstauglicher Assistenzsysteme voranzutreiben und den Dialog mit der Öffentlichkeit über Inklusion von Menschen mit Behinderung im Alltag zu fördern.

Professor Paul Lukowicz, Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, widmet sich dann als einer der weltweit renommiertesten KI-Experten der Bedeutung von ChatGPT und großer Sprachmodelle (large language model; LLM) für die Zukunft des Gesundheitswesens. Seine Einschätzung dazu lässt sich klar definieren: KI in der Medizin solle immer dann eingesetzt werden, wenn durch ihren Einsatz die Wahrscheinlichkeit erhöht werde, dass ein medizinischer Eingriff erfolgreich sei und sie so dem Menschen diene. Auf dem „Medica Connected Healthcare Forum“ gibt er (am 14.11.) ein Update dazu. Speaker namhafter Unternehmen wie GE Healthcare, Philips, Huawei, NextOR, Jeios und Biotronik werden passend dazu umreißen, welche Rolle bereits jetzt KI spielt – zum Beispiel wird sie bei Biotronik zur Vorhersage von Ereignissen im Kontext der Herzinsuffizienz eingesetzt – und wie es (wahrscheinlich) weitergeht.

Der Nachmittag steht anschließend ganz im Zeichen der 12. Medica Start-up Competition, bei der zwölf Finalisten aus verschiedenen Kategorien um den Sieg pitchen. Und nach vielen spannenden Präsentationen wird ein Get-together – die Medica Start-up Night – Gelegenheit für entspanntes Networking mit der Gründerszene bieten.

Einblicke in die internationale Start-up-Szene

Der Schlusstag des Forums (16.11.) bietet weitere Gelegenheiten für das Fachpublikum, sich über neueste Entwicklungen aus der Start-up-Szene zu informieren. Um Diagnostik und Gesundheitsmonitoring geht es etwa ab 11 Uhr, wenn Entwicklungen aus Singapur, Spanien und der Türkei präsentiert werden. Danach stellt Mathias Schmon, CEO der Nubedian GmbH eine neue Entlassmanagement-Plattform vor. Er wird damit ein Beispiel geben für eine sektorübergreifende, webbasierte Vernetzung ambulanter und stationärer Prozesse im Sinne einer optimalen Übergabe Patienten in eine Nachfolgebehandlung nach einem Klinikaufenthalt.

Im benachbarten Medica Start-Up Park (Halle 12) mischen deutsche Start-ups kräftig mit. Das gilt etwa auch für das junge Unternehmen Meiluft. Dessen Elektronenmikroskop für die Hosentasche soll kleinste Teilchen in der Luft und in Flüssigkeiten helfen aufzuspüren. Eine schnelle Virenanalyse wird so möglich, was hinsichtlich der Verhinderung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten sehr hilfreich sein könnte. Insgesamt dient das Gerät der bildlichen Darstellung, Erkennung und Kategorisierung von Teilchen im Bereich von hundert Nanometern.

Die vielen Beispiele zeigen: Wer sich für digitale Gesundheitsinnovationen im Gesundheitsbereich interessiert, der kommt am Besuch der Medica 2023 und speziell auch der Neuheiten der vielen Start-ups nicht vorbei. Die Messehallen sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.