Ambulante Behandlungen machen einen immer größeren Teil der medizinischen Versorgung in Deutschland aus. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung plädiert deshalb für eine andere Verteilung der finanziellen Ressourcen.
Der Anteil der in Arztpraxen erbrachten Leistungen wuchs in den Jahren 2011 bis 2013 um 2,6 Prozent. Die Belegungstage im Krankenhaus sanken gleichzeitig um 0,2 Prozent. Die demografische Entwicklung ist hierbei berücksichtigt.
„Der Wandel in der Versorgung – weg vom Krankenhaus, rein in die Praxen –, dieser Wandel ist nicht von uns postuliert, er findet statt“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Gassen die jüngste, kürzlich vorgestellte Studie des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung.
Bisher keine Förderung des Strukturwandels
Nach Meinung von Gassen ist die Ressourcenverteilung angesichts der Verschiebung hin zu Praxisärzten ungerecht. „Die Politik setzt einseitig auf finanzielle Förderung der Krankenhäuser. Dabei geht es uns als Ärzteschaft nicht darum, uns mit dem stationären Sektor um die ohnehin viel zu begrenzten Mittel zu streiten. Vielmehr geht es darum, das Geld dort einzusetzen, wo es sinnvoll ist, und das ist nun einmal da, wo die Versorgung der Zukunft tatsächlich stattfindet!“, so Gassen. „Bisher fehlt den Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen die Möglichkeit, im Rahmen der jährlichen Vergütungsverhandlungen Maßnahmen zur Förderung des Strukturwandels zu vereinbaren. Wir brauchen dafür eine rechtliche Grundlage“, erläutert er. Vor diesem Hintergrund betont der KBV- Vorstandsvorsitzende auch die Bedeutung von Kooperationen beider Sektoren für eine bessere Allokation der Mittel: „Beim Thema Notfallversorgung sind wir gerade dabei, eine engere Zusammenarbeit von Niedergelassenen und Krankenhäusern auszuloten. Dies sollten wir auch in anderen Bereichen tun.“
4.200 Abrechnungsziffern untersucht
Für die kürzlich vorgelegten Zahlen nahm das Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung 4.200 Abrechnungsziffern für Behandlungen unter die Lupe, die sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden können oder Leistungen betreffen, mit denen Einweisungen vermieden werden können. Zusätzlich berücksichtigte das Institut sogenannte ambulant-sensitive Diagnosen in Krankenhäusern. Gemeint sind damit Krankenhausfälle, die durch frühzeitige ambulante Intervention vermeidbar sind oder die statt in der Klinik auch in einer Praxis hätten versorgt werden können.
Zu den Leistungen, die zunehmend im ambulanten Bereich stattfinden, gehören beispielsweise Dialysebehandlungen, Koloskopien (Darmspiegelungen), geriatrische Leistungen von Hausärzten sowie bestimmte hautärztliche und augenärztliche Eingriffe.