Altersgerechtes Wohnen mit digitaler Technik

Smart Service Power, kurz SSP, ist eine digitale Plattform für das selbstbestimmte Wohnen in den eigenen vier Wänden im Alter. Bei dem bundesweit beachteten Seniorenprojekt in Dortmund hilft zwar moderne Technik, doch im Mittelpunkt stehen die Menschen.

Bei SSP werden vorhandene, konventionelle Wohnungen mit Sensorik und Assistenzsystemen ausgestattet. Deren Daten werden zusammengeführt, wobei eine faire Nutzung gewährleistet bleibt. Vor rund einem Jahr gestartet und im Herbst 2019 abgeschlossen, dient das SSP-Projekt bereits als Vorbild für weitere Modellregionen in Europa.

Im Rahmen einer Projektvorstellung in der Ruhr-Metropole unterstrich Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen, die besondere Bedeutung für den gesellschaftlichen Strukturwandel: „Da, wo die Menschen arbeiten, entscheidet sich, ob das gesamte Projekt Europäische Union weiterläuft. Dafür müssen wir gemeinsam vor Ort die Herzen der Menschen für neue Technik gewinnen. Nicht in den Entscheidungsgremien wird neues gestartet, sondern Bewegungen müssen ‚hier und jetzt‘, in der Praxis, entstehen“.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) betonte, dass laut Umfragen 95 Prozent der Senioren ihre Wohnungen auch im hohen Alter nicht verlassen wollen. Deshalb dürfe es bei der Wohnungsbauförderung künftig nicht mehr nur um Energieeffizienz oder die Höhe von Toilettensitzen gehen, sondern auch um nachhaltige Pflegekonzepte wie SSP. Sierau will auf diese Weise auch Einwohner in der Stadt halten oder zurückgewinnen.

Die Wohnung als „Gesundheitsstandort“

Das als Vertreter der Wohnungswirtschaft am SSP-Projekt beteiligte Unternehmen DOGEWO21 stellt die Anforderung, Wohnungen sukzessive zum „dritten Gesundheitsstandort“ neben Arztpraxen und Kliniken auszubauen. Geschäftsführer Klaus Graniki sieht konkrete Einsparpotenziale durch SSP: „Wir könnten die Kosten für Pflege und Betreuung durch einen dann möglichen, längeren Verbleib in der Wohnung deutlich senken, wenn wir die Wohnungen technisieren”.

Das Projekt könnte gar ein neuer Exportschlager aus dem Ruhrgebiet werden: Antonios Antoniadis, Minister für Familie, Gesundheit und Soziales in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, sagte in Dortmund: „Unsere Region eignet sich ideal als Testfeld für innovative Plattformen, die das Kunststück eines autonomen Nebeneinanders vollbringen. Die Verknüpfung der Ansprüche von Menschen aller Altersgruppen ist in Zukunft eine unserer wesentlichen Gestaltungsaufgaben”.

Kosten sollen überschaubar bleiben

Die Leiterin des SSP-Konsortiums Dr. Bettina Horster möchte mit den monatlichen Kosten pro entsprechend ausgestatteter Wohnung unter 200 Euro bleiben – und damit nahe am Pflege-Sachkostenzuschuss von 125 Euro liegen. Horster ergänzt: „Smart Service Power wird kein Kauf- sondern ein Mietmodell anbieten, um damit die Technik für die Nutzer bezahlbar und immer aktuell zu halten.

Smart Service Power (SSP) ist ein Verbundprojekt mit unterschiedlichen Technologiespezialisten, Forschungseinrichtungen, Netzwerken, Multiplikatoren und Anwendern. Mitglieder sind unter anderem die Vivai Software AG (Konsortialführung), InHaus GmbH, Fraunhofer InHaus Zentrum, FH Dortmund, DOGEWO21 (Dortmunder Gesellschaft für Wohnen mbH), Barmer GEK, Smarthome Deutschland e.V. und der Eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.