Einen Geschwindigkeitsschub für medizinische Daten gibt es ab sofort im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Auf dem Campus Kiel wurden jetzt die ersten 5G-Antennen in Betrieb genommen.
Die 5G-Antennen unterstützen die Mobilfunktechnik 5GStandalone und damit das vollwertige 5G. Für das Projekt arbeitet das UKSH mit Vodafone zusammen. Zum Start haben Vodafone und das UKSH die ersten beiden Innen-Antennen mit der 5GStandalone-Technologie in Kiel aktiviert. Diese Antennen ermöglichen Bandbreiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde. Zudem werden Daten mit Latenzzeiten von zehn Millisekunden verzögerungsfrei übertragen.
Campus Lübeck noch in diesem Jahr
Noch in diesem Jahr wollen die Partner die 5G auch auf dem Campus Lübeck aktivieren. Dort sollen dann konkrete Anwendungen für die Krankenversorgung zu ermittelt und erprobt werden. Mit 5G lassen sich medizinische Daten ebenso schnell übertragen, wie das menschliche Nervensystem reagieren kann. MedizinerInnen und Forschende sollen so künftig nicht nur zwischen den beiden Standorten, sondern auch mit PatientInnen zuhause, mit externen Praxen, Kliniken und Rettungsdiensten effektiver in der Patientenversorgung zusammenarbeiten.
Ideen für den Einsatz von 5G
Am USKH startet außerdem ein Ideenwettbewerb zur neuen 5G-Technik und eine Erprobung konkreter Anwendungen unter Labor-Bedingungen. In der UKSH-Ideenschmiede ‚ADRENALIN@UKSH‘ sollen ExpertInnen aus allen Disziplinen und Berufsgruppen Projekte einbringen und die Nutzung der zukunftsweisenden Netz-Architektur mitgestalten. Ziel ist es, die Krankenversorgung entscheidend zu verbessern. Dabei helfen könnte zum Beispiel die Steuerung von Medizintechnik, die komplexe Operationsverfahren besser und schneller beherrschbar macht. Auch die präzisere Erkennung von Auffälligkeiten in Befunden und um Erleichterung der Interaktion mit PatientInnen stehen im Fokus.
Hoher Nutzen
PatientInnen im UKSH sollen künftig beispielsweise von Fernuntersuchungen, digitalen Sprechstunden, medizintechnischer Sensorik im Internet der Dinge (Internet of Medical Things) oder von Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik profitieren. Im Operationssaal könnte 5G zum Einsatz kommen, um die umfangreiche Medizintechnik kabellos zu vernetzen. Bislang erfolgt die Vernetzung kabelgebunden. Dank 5G lassen sich die von medizinischen Geräten erfassten Daten in Echtzeit übermitteln. Parallel dazu werden die Voraussetzungen zur flächendeckenden Nutzung von 5G im Krankenhaus evaluiert.
Neue Gerätegeneration
Von der 5G-Aktivierung erhofft sich das UKSH auch die die Entwicklung einer neuen Generation medizinischer Geräte. Sie sollen zukünftig weitestgehend vernetzt sein, um extrem große Datensätze verzögerungsfrei zu übertragen. Diese Daten können dann in winzigen Rechenzentren direkt am Rand des Mobilfunk-Netzes verarbeitet (sogenanntes Multi Access Edge Computing). Auf diese Weise kann datenintensive Technologie zum Einsatz kommen, für die bislang die Rechenpower in den medizinischen Endgeräten nicht ausreicht.
Hochauflösende Hologramme
Augmented Reality ist eine der Technologien, die im Klinik-erprobt werden sollen. Dabei wird die Realität um digitale Zusatzinformationen erweitert. So wird beispielsweise die Arbeit mit hochauflösenden Hologrammen möglich. CT-Bilder werden dabei zu 3D-Modellen mit mehreren Milliarden Gitterpunkten zusammengefügt. Mit speziellen Augmented Reality-Brillen können sich MedizinerInen aus verschiedenen Standorten zusammenschalten. Auf diese Weise können sie an den hochauflösenden Hologrammen arbeiten und Organstrukturen bis ins kleinste Detail analysieren. So sollen sich die Befunde im virtuellen medizinischen Netzwerk gemeinsam noch detaillierter auswerten lassen, um beispielsweise Tumoren und deren Strukturen noch besser erkennen und zielgerichteter operieren zu können. Die Technologie lässt sich aber auch dazu nutzen, um Studierende noch besser auf ihre Arbeit im Krankenhaus vorzubereiten, indem sie in der erweiterten Realität von den besten ÄrztInnen beider Standorte lernen.