Verband wehrt sich gegen Industrie-Schelte

bvitg-Geschäftsführerin Melanie Wendling
bvitg-Geschäftsführerin Melanie Wendling: „Neuerliches Kommunikationschaos verhindern und nachhaltige, zielführende Lösung erarbeiten“ (Foto: bvitg e.V.)

Der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V., dem rund 90 Unternehmen angehören, wehrt sich gegen die öffentliche Schelte der Industrie wegen des kostspieligen Tauschs der Konnektoren für die Telematikinfrastruktur im deutschen Gesundheitswesen. 

Den Konnektorentausch und die damit verbundenen Kosten als Industrieversagen darzustellen, ist aus Sicht des bvitg „weder sachgerecht noch bringt sie Deutschland weiter in der Diskussion rund um die Digitalisierung des Gesundheitswesens“. Das Bundesministerium für Gesundheit torpediere mit dem unterstellten Marktversagen den gerade erst begonnenen „partizipativen Prozess“.

Unterschlagen werde in der aktuellen Diskussion und Berichterstattung, dass die Spezifikationen für die Konnektoren nicht von der Industrie kommen, sondern von der Gematik. Deren Gesellschafter seien die Kassenärztliche Bundesvereinigung und das Bundesministerium für Gesundheit, das mit 51 Prozent die Mehrheitsanteile besitzt.

Gematik-Gesellschafter haben für Tausch votiert

Die Entscheidung, die Konnektoren zu tauschen, oblag den offiziellen Stellen der Gematik (mednic berichtete). „Es ist nicht zielführend, eine ganze Branche mit einer Vielzahl von Herstellern und tausenden Mitarbeitenden mit Legendenbildung in Misskredit zu bringen. Diese Art von Kollektivverurteilung ist unzulässig und verhindert einen lösungsorientierten Dialog“, erklärt bvitg-Geschäftsführerin Melanie Wendling. 

Nicht die Digitalisierung habe versagt, sondern die Kommunikation aller Akteure untereinander. Der bvitg in seiner Erklärung weiter: „Die technischen Vorgaben für ePA, MIO oder das E-Rezept sind von staatlichen oder Organen der Selbstverwaltung vorgegeben – wie auch die der Konnektoren.“ 
Die Industrie habe keine Chance, zu performen, wenn das Fundament auf Sand gebaut sei. „Wir fordern seit Jahren, dass der bvitg früher in die Vorgaben für IT-Projekte eingebunden wird“, konstatiert Wendling.

Kein Spezifikations-Ping-Pong mehr

Der Verband warnt davor, bei der Entwicklung anstehender, künftiger Lösungen an der bisherigen Strategie festzuhalten: „Insbesondere bei der Weiterentwicklung zur TI 2.0 darf es nicht erneut zu unausgereiftem Spezifikations-Ping-Pong kommen. Alle Akteure – und damit auch die Industrie – müssen in einem regelmäßigen und gut strukturierten Prozess eingebunden werden, um ein neuerliches Kommunikationschaos zu verhindern und eine nachhaltige, zielführende Lösung zu erarbeiten.“ Der bvitg sei jederzeit zu einem konstruktiven Austausch bereit, um die beste Lösung für die Arztpraxen, Versicherten und Hersteller zu erarbeiten.