Smartes Patientenzimmer gegen Erreger

Im Zweibettzimmer des KARMIN-Forschungsprojekts sind die Betten gegenüber statt nebeneinander aufgestellt. (Foto: Tom Bauer/TU Braunschweig)

Wie sich die Übertragung gefährlicher Erreger in Krankenhäusern minimieren lässt, zeigt das zeigt das begehbare Modell eines neuartigen Patientenzimmers. In Braunschweig lässt es sich bald testen.

Der Prototyp des Patientenzimmers war bereits im vergangenen Jahr auf dem Gelände der Charité in Berlin vorgestellt worden. In Kooperation von TU Braunschweig mit Fraunhofer IST und Städtischem Klinikum Braunschweig soll das im Rahmen des KARMIN-Forschungsprojekts entwickelte Patientenzimmer jetzt zu einem anwendungsorientierten Forschungs- und Studienlabor werden. 

Errichtet wird dieser Demonstrator auf einer Freifläche des Klinikums am Standort Naumburgstraße. Das Projekt läuft unter der Federführung des Instituts für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig, des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST und des Städtischen Klinikums Braunschweig.

Kluge Raumplanung

Das infektionspräventive Zweibettzimmer des Projektes setzt auf eine kluge Raumplanung. Auf diese Weise soll die Übertragung gefährlicher Erreger in Krankenhäusern minimiert werden. So haben die Forschenden beispielsweise zwei getrennte Bäder geplant. Die Betten sind gegenüber statt nebeneinander aufgestellt. Die Anzahl der Desinfektionsspender wurde erhöht und die Wegeführung für das Klinikpersonal optimiert. Ziel ist es, die schon hohen Hygienestandards im Krankenzimmer noch zu steigern. Das ist ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von COVID-19-Patienten, aber auch im Zusammenhang mit multiresistenten Erregern.

Entwicklung weiterer Musterlösungen geplant

Gemeinsam wollen die Forschenden und die Experten des Klinikums nun weitere praxistaugliche Musterlösungen für die Krankenhaus-Architektur entwickeln. Dazu zählen beispielsweise Materialien, Oberflächen und Ausstattungselemente, die leicht zu reinigen sind und so ebenfalls bei der Eindämmung gefährlicher Keime helfen. In diesem Zusammenhang wollen die Wissenschaftler auch Sensoren und neue innovative Reinigungssysteme testen. Sie sollen eine Keimbelastung schnell identifizieren und automatisiert beseitigen.

Im Forschungs- und Studienlabor wollen die Forschenden prüfen, inwieweit neue Produkte und funktionelle Materialien für einen Einsatz in einem Krankenzimmer geeignet sind. Zusätzlich wollen die Wissenschaftler diese Produkte und Lösungen für unterschiedliche Nutzergruppen erfahrbar machen, beispielsweise aus Behandlung, Pflege, Reinigung sowie Ver- und Entsorgung. So gilt es zum Beispiel zu beantworten, welche Desinfektionsspender sich eignen und wo sie am besten im Zimmer zu platzieren sind. Ein weiterer zentraler Aspekt betrifft die Beleuchtung im Zimmer. 

Begleitet werden sollen die Untersuchungen im Demonstrator durch den Aufbau eines Cybersystems. Es soll Energie- und Stoffströmen für Wirtschaftlichkeitsanalysen überwachen. Zusätzliche Elementen könnten zum Beispiel die Vitalparameter des Patienten überwachen, um eine optimierte Patientenversorgung zu gewährleisten.

Einbindung von Industriepartnern

Das Modell-Patientenzimmer soll September 2021 errichtet werden und vor allem medizinischem Personal der Zugang für praxisnahe Untersuchungen ermöglichen. Wie bereits in der Entwurfsphase des KARMIN-Demonstrators will das Forschungsteam auch Industriepartner einbinden.