„Schwarzbuch Krankenhaus“ veröffentlicht

Übermüdete Krankenschwester
Übermüdete Krankenschwester: „Kliniken sind am Limit“ (Foto: dmvasilenko77/123rf.com)

Das Ausmaß der Missstände in deutschen Krankenhäusern schildern jetzt erstmals Pflegekräfte und Gesundheitsbeschäftigte im „Schwarzbuch Krankenhaus“. Das von der Rosa-Luxemburg-Stiftung publizierte Werk kann kostenlos geladen werden.

Laut Stiftungs-Geschäftsführerin Daniela Trochowski wird mit der Publikation sprichwörtlich der Finger in die Wunde gelegt: „Es sind erschreckende Berichte, die einen ungeschönten Einblick in den Klinikalltag und damit in das kaputt gesparte Gesundheitssystem geben, in dem nicht der Mensch, sondern der Profit von Krankenhauskonzernen im Mittelpunkt steht“. Laut Trochowski verdeutlicht die Publikation, was „Pflegenotstand“ in der Realität für PatientInnen und Pflegende bedeute.

Ziel ist ein menschenwürdiges Gesundheitssystem

Die 30 veröffentlichen Erfahrungsberichte sind laut Mitherausgeberin Paula Schenkenberger nur die Spitze des Eisberges: „Kollektiv das Schweigen zu brechen und unsere Erfahrungen zu teilen ist ein erster wichtiger Schritt, um Veränderungen in Gang zu bringen. Unser Ziel ist ein menschenwürdiges Gesundheitssystem.“ Über 100 Berichte haben sie und ihre KollegInnen bereits gesammelt und zum Teil online veröffentlicht. Mit der Publikation liegt jetzt erstmals eine komprimierte gedruckte Fassung vor, die gleichzeitig über Hintergründe zu Personalmangel im Krankenhaus und mögliche Auswege informiert. 

„Schwarzbuch Krankenhaus“ als kostenloses PDF zum Download (externer Link/Rosa-Luxemburg-Stiftung): https://ots.de/864mUw

„Kliniken sind am Limit. Menschen sterben, weil am Personal gespart wird. Täglich spielen sich unvorstellbare Szenen ab. Von Neugeborenen, die ins Leben stürzen, weil keine Hebamme da ist, um sie aufzufangen, über PatientInnen, die nicht davon abgehalten werden können, sich im Krankenhaus das Leben zu nehmen, weil die KollegInnen am Limit arbeiten, bis hin zu Menschen, die in Wartezimmern unbemerkt versterben,“ so Schenkenberger.

Nicht mit den bestehenden Verhältnissen abfinden

Gleichzeitig soll das „Schwarzbuch Krankenhaus“ aber auch Ermutigung sein und dazu motivieren, sich nicht mit den bestehenden Verhältnissen abzufinden, sondern aktiv zu werden. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und diese werden in der Publikation beschrieben. Innerbetrieblich können vielfach Betriebsräte angesprochen werden. Außenstehende können außerdem Behörden oder Medien informieren. Der Rechtsanwalt Daniel Weidmann erläutert in einem Interview die entsprechenden gesetzlichen Regelungen und Fallstricke. Geplant ist, dass weitere Berichte gesammelt und online veröffentlicht werden. 

In gedruckter Form wird das „Schwarzbuch Krankenhaus“ erstmals auf der Konferenz „Gewerkschaftliche Erneuerung“, am 12. Mai, 15.30 bis 17 Uhr, an der Ruhr-Universität Bochum, vorgestellt.