Nur wenige Ärzte kommentieren Online-Bewertungen

Nur wenige Ärzte kommentieren bislang Bewertungen, die sie auf der Arztempfehlungsplattform jameda von Patienten erhalten. Dabei bietet die Kommentarfunktion für Ärzte die Möglichkeit, öffentlich auf die Erfahrungsberichte zu reagieren und ihre Sicht der Dinge darzustellen. Nur 2,9 Prozent der bewerteten Ärzte haben in den Jahren 2010 bis 2015 Bewertungen von Patienten öffentlich beantwortet. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Analyse der Universität Erlangen-Nürnberg. Für die Studie wertete die Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Martin Emmert, Inhaber der Juniorprofessur für Versorgungsmanagement, über eine Million Online-Bewertungen für mehr als 140.000 Ärzte aus.

„Jameda ist eines der wenigen Online-Arztbewertungsportale, auf dem Ärzte ihre erhaltenen Bewertungen öffentlich kommentieren können. Bislang machen von dieser Möglichkeit nur wenige Ärzte Gebrauch. Dabei wissen wir aus Erfahrung, dass Patienten einen Kommentar von Ärzten sehr schätzen, da dieser ihnen das Gefühl gibt, dass der Arzt das Feedback wertschätzt“, sagt Dr. Florian Weiß, Geschäftsführer von jameda. Er rät Ärzten dazu, positive wie kritische Bewertungen auf der Plattform zu kommentieren und so ihre Sichtweise darzulegen, um beispielsweise Praxisabläufe zu erläutern.

Obwohl bereits 2015 über 68 Prozent der auf jameda gelisteten Ärzte mindestens eine Bewertung erhalten hatten, lag der Anteil der kommentierten Bewertungen bei nur 1,9 Prozent. Dennoch ist die Anzahl der Arztkommentare seit 2010 gestiegen, damals waren nur 0,7 Prozent der Bewertungen kommentiert worden. Das könnte ein Beleg dafür sein, dass Ärzte die wachsende Bedeutung von Online-Bewertungen für die Arztsuche erkannt haben.

Vor allem positive Online-Bewertungen werden kommentiert

Fast 70 Prozent der Arztkommentare beziehen sich auf positive Online-Bewertungen (Note 1 bis 2). Negative Bewertungen (Note 5 bis 6) machen nur einen Anteil von 16,2 Prozent, neutrale Bewertungen einen Anteil von 14,3 Prozent aller Arztkommentare aus. Ärzte kommentieren vor allem positive Bewertungen und beziehen sich auf Wartezeiten in der Praxis und die genommene Zeit.

Besonders häufig kommentieren Ärzte Bewertungen zur Wartezeit und zur Behandlungsdauer. 19,4 Prozent der Bewertungen, die die Wartezeit und 18,3 Prozent der Bewertungen, die die Zeit, die sich der Arzt genommen hat, thematisierten, wurden vom Arzt kommentiert. Die von den Patienten verfassten Bewertungen bezogen sich hingegen vor allem auf die (Un-)Freundlichkeit des Arztes (44,7 Prozent), die (Un-)Zufriedenheit mit der Behandlung (37,3 Prozent) und die genommene Zeit (32,5 Prozent). „Es wäre wünschenswert, wenn mehr Ärzte Online-Bewertungen kommentierten und damit eine Feedbackschleife zwischen Arzt und Patient etablierten, um so einen Mehrwert für beide Seiten zu schaffen“, so Studienleiter Prof. Martin Emmert. Eine frühere Studie hatte bereits gezeigt, dass Ärzte aus Bewertungen Maßnahmen für ihre Arbeit ableiten.

Nur 24,7 Prozent der Kommentare wurden von Ärztinnen geschrieben. Der weibliche Anteil an Ärzten, die nicht auf Bewertungen antworten, liegt hingegen bei 37,2 Prozent. Zudem kommentieren Ärzte, die insgesamt eine gute Durchschnittsnote auf jameda haben, häufiger Bewertungen: Die Durchschnittsnote der kommentierenden Ärzte liegt bei 1,33, die ihrer nicht kommentierenden Kollegen bei 1,72. Wer aktiv auf Online-Bewertungen reagiert, steigert zudem die Aufrufe. So wurden die Profile von Ärzten, die keine Kommentare schreiben, im Schnitt nur knapp 5.300 Mal aufgerufen. Ärzte, die die Kommentarfunktion nutzen, haben hingegen deutlich höhere Seitenaufrufe von über 17.700. Die Studienergebnisse sind im „Journal of Medical Internet Research“ erschienen und online abrufbar.