Neue Anforderungen für Gesundheitsfachberufe

Dr. Ellen Lundershausen: „Die Digitalisierung des Gesundheitssystems bringt einschneidende Veränderungen mit sich.“ (Foto: Bundesärztekammer)

Die Digitalisierung verändert die gesundheitliche Versorgung von Patientinnen und Patienten und stellt neue Anforderungen an die Gesundheitsfachberufe. Auf der 33. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen wurde darüber nun angeregt diskutiert.

„Die Digitalisierung des Gesundheitssystems bringt einschneidende Veränderungen mit sich. Das gilt auch mit Blick auf die Kooperation zwischen den Gesundheitsfachberufen“, so Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. Im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung und Patientensicherheit fordert sie alle Gesundheitsfachberufe auf, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten beim Einsatz digitaler Instrumente weiter zu vertiefen. Dies müsse unbedingt mit der gebotenen Sorgfalt und ohne Druck von außen geschehen. In diesem Zusammenhang verwies sie auf den diesjährigen Deutschen Ärztetag, der vor einer in erster Linie politisch motivierten Digitalisierung ohne Rücksicht auf Nutzen und Praxistauglichkeit gewarnt hatte.

Ältere verlieren den Anschluss

„Wir stehen in den kommenden Monaten vor der Einführung mehrerer digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen“, so Norbert Butz, Telematik-Experte der Bundesärztekammer. Die Krankenkassen rief er zu einer Kommunikationsoffensive auf, um ihre Versicherten über die Neuerungen zu informieren. Gleichzeitig warnte er davor, dass gerade ältere Patientinnen und Patienten den Anschluss an die digitale Versorgungswelt verlieren könnten. So besäßen mehr als die Hälfte der über 65-jährigen kein für den Zugriff auf digitale Patientenakten und Rezepte taugliches Smartphone. „Damit besteht die Gefahr, dass die Transformation des Gesundheitswesens an einer wichtigen Zielgruppe vorbeigeht“, so Butz.

Chancen nutzen

Doch gerade bei der Versorgung älterer Menschen kann die Digitalisierung helfen. „Moderierte Videokonferenzen können soziale Kontakte fördern“, so Prof. Dr. Stefan Schmidt, Experte für Pflege- und Versorgungskonzepte an der Hochschule Neubrandenburg mit Blick auf den aktuellen Stand der Forschung . Derzeit untersucht er im Rahmen eines Forschungsprojekts den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. „IT-Technik wird gezielt eingesetzt, um Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten zwischen zu Pflegenden und dem Versorgungsumfeld anzubieten“, so Schmidt. Das ermögliche unverzügliche Rückmeldungen und erhöhe damit die Sicherheit. Online-Konsultationen und Videoanrufe würden vermehrt in der Primär- und Sekundärversorgung eingesetzt.

Digitalisierungsstrategie fehlt

Die Teilnehmenden sind davon überzeugt, dass es bislang an einer Digitalisierungsstrategie in der Aus-, Weiter- und Fortbildung für die Gesundheitsfachberufe mangelt. Die in den Gesundheitsfachberufen Tätigen seien auf den digitalen Wandel des Gesundheitssystems nicht angemessen vorbereitet. Notwendig sei die Weiterentwicklung der bildungsrelevanten Rahmenbedingungen mit strategischen Programmen und zielgerichteten Fördermaßnahmen.