Modellversuch mit elektronischen Fallakten

In vier Modellregionen in Nordrhein-Westfalen können Arztpraxen und Kliniken künftig direkt auf elektronische Fallakten zugreifen. Ein ausgeklügeltes Berechtigungsmanagement soll sicherstellen, dass nur berechtigte Ärzte in Krankenhäusern und Praxen auf die digitalen Patientendaten zugreifen können.

Ziel des Projektes I/E-Health NRW ist es, über Krankenhausinformationssysteme (KIS), ein webbasiertes Portal und verschiedene Praxisverwaltungssysteme (PVS) direkt auf elektronische Fallakten zugreifen zu können. Für KV-Connect-Nutzer soll diese Möglichkeit voraussichtlich ab Frühjahr 2019 über einen neuen KV-Connect-Adapter verfügbar sein, sofern sie Projektteilnehmer und CGM- oder Duria-Kunden sind. Das Projekt will interoperable Lösungen für Klinik und Praxis auf der Basis von IHE-Profilen und der EFA-2.0-Spezifikation schaffen. Erprobt wird die neue Technik in den vier Modellregionen Düren/Aachen, Dortmund, Borken/Ahaus und Münster/Kreis Warendorf.

Fallakten werden verschlüsselt ausgetauscht

Immer mehr Krankenhausärzte tauschen bereits untereinander und mit ihren niedergelassenen Kollegen elektronische Arztbriefe sowie dazugehörige Befunde Ende-zu-Ende-verschlüsselt über den Kommunikationsdienst KV-Connect der KV Telematik GmbH (KVTG) aus. „Der KV-Connect-Adapter für die Elektronische Fallakte (EFA) wird eine weitere Anwendung aus dem breiten Angebot von KV-Connect sein. Für unseren Projekterfolg sind der neue KV-Connect ‚eAktenDienst‘ und der EFA-KVC-Adapter zentrale Bausteine“, erklärt Burkhard Fischer, Vorstand Digital Healthcare NRW e. V. und Referatsleiter IT bei der Krankenhausgesellschaft NRW.

Berechtigungsmanagement soll für Sicherheit sorgen

Der spezifizierte KVC-Anwendungsdienst „eAktenDienst“ ermöglicht als Schnittstelle die Aktenkommunikation zwischen dem EFA-Providersystem und dem Praxisverwaltungssystem (PVS). Der EFA-KVC-Adapter nimmt die Nachrichten entgegen und transformiert sie in Akten-Transaktionen (ITIs gemäß IHE XDS.b), die dann auf dem EFA-Aktensystem ausgeführt werden. Im Sinne des Request-Response-Vorgangs erzeugt im Gegenzug der EFA-KVC-Adapter KVC-Nachrichten, die er an das PVS des Akten-Beteiligten zurücksendet. „Auf diese Weise können alle gängigen Aufgaben auf dem Aktensystem direkt aus dem PVS ausgeführt werden, vom Anlegen einer Fallakte über das Einstellen von Dokumenten und das Ändern von Berechtigungen bis zum Lesen der Inhalte und  Schließen der Fallakte“, erläutert Dr. Georg Diedrich, 2. Vorsitzender Digital Healthcare NRW e. V. und Geschäftsbereichsleiter IT der KVWL. Dass nur berechtigte Ärzte in Krankenhäusern und Praxen auf die elektronische Fallakte eines Patienten zugreifen können, dafür sorgt ein ausgeklügeltes Berechtigungsmanagement.

Um die Adapterfunktionalität im I/E-Health-NRW-Projekt möglichst frühzeitig zu testen, wird diese stufenweise umgesetzt. In den aktuellen entwicklungsbegleitenden Integrationstests werden die Funktions- und Verbindungsfähigkeit sowie die Performance und Belastbarkeit geprüft und weiterentwickelt.

„Es freut uns, dass wir in dem Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der intersektoralen Versorgung zwischen Krankenhäusern und Praxen leisten können”, betont Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der KVTG und fügt hinzu „mit KV-Connect setzen die Beteiligten auf eine erprobte und fortschrittliche Technologie, die wir in der Telematikinfrastruktur (TI) zusätzlich zum Kommunikationsdienst KOM-LE anbieten wollen.“ Somit werden Befunddaten ohne Medienbrüche, verschlüsselt und ohne Zeitverzug zwischen ambulantem und stationärem Sektor ausgetauscht.