Mit VR und Neurofeedback gegen chronische Schmerzen

(Foto: Universitätsklinikum Würzburg)

Eine neue Methode zur Linderung chronischer Schmerzen erprobt derzeit ein Forschungsteam der Uni Würzburg mit weiteren Partnern. Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt setzt dafür auf Virtual Reality (VR) und Neurofeedback.

Chronische Schmerzen verursachen bei Betroffenen oft ein lang anhaltendes Leiden und schränken ihr Leben stark ein. Eine ausschließliche medikamentöse Therapie ist langfristig wenig wirkungsvoll und hat zudem Nebenwirkungen. Eine neue Methode soll diesen Patienten nun helfen. Entwickelt wird diese Methode im Rahmen des Projektes „VirtualNoPain“ von einem Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität (JMU) gemeinsam mit Partnern aus dem Bereich Gesundheit und Medizintechnik. Die neue Methode soll chronische Schmerzen nebenwirkungsfrei zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen steigern. Um das zu erreichen, verknüpfen die Forscher erstmalig Virtual Reality (VR) mit dem sogenannten Neurofeedback.

VR-Wirksamkeit gut belegt

Mittels VR können die Nutzer in computersimulierte Welten eintauchen, die das Schmerzerleben verringern können. „Die Anwendung dieses Verfahrens zur Reduktion akuter Schmerzen ist wissenschaftlich gut belegt“, sagt Professor Paul Pauli, Inhaber des JMU-Lehrstuhls für Psychologie I. „Erste Studien zeigen, dass es auch für die Behandlung chronischer Schmerzen vielversprechend ist.“ Die Wirkung der virtuellen Realität sei dabei umso höher, je mehr die Nutzer sich in der virtuellen Welt anwesend fühlen.

Ergänzung Neurofeedback 

Neben VR zur Schmerzreduktion kommt im Projekt „VirtualNoPain“ erstmalig ein Neurofeedback-Training zum Einsatz. Mittels Neurofeedback können Nutzerinnen und Nutzer lernen, bestimmte Gehirnaktivitäten selbst zu regulieren. Sie erhalten dafür Rückmeldungen über Gehirnsignale, die ansonsten nicht bewusst wahrgenommen werden können.

„Ein positiver Nebeneffekt der Methode ist, dass dadurch zudem das Selbstwirksamkeitserleben gestärkt werden kann“, sagt Andrea Kübler, Professorin am Lehrstuhl für Psychologie I. Dies könne sich lindernd auf häufige Begleiterscheinungen chronischer Schmerzen, wie etwa Depressionen oder Angstzustände auswirken. In ihrem Projekt wollen die Forschenden zudem herausfinden, wie Begleiterscheinungen wirkungsvoll beeinflusst werden können, etwa durch die Induktion positiver Emotionen in der VR.

Enge Zusammenarbeit

Koordiniert wird der Forschungsverbund wird von der VTplus GmbH. Sie bringt umfangreiche Erfahrungen mit dem Einsatz virtueller Realität in Forschung und Therapie mit. Leiter des Teilvorhabens der JMU ist Paul Pauli. Er forscht insbesondere zu den Themen Schmerz und Angststörungen und nutzt dafür bereits seit mehreren Jahren VR-Methoden. Die beteiligte Expertin für Neurofeedback und Gehirn-Computer-Schnittstellen ist Andrea Kübler. Während des Projektes wollen die beiden Experten eng mit Unternehmen aus dem Gesundheitssektor und dem Bereich Medizintechnik zusammenarbeiten, um auch die technische Entwicklung zu unterstützen.

Knapp zwei Millionen Euro Förderung

Neben VTPlus ist die Brain Products GmbH sowie das Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen beteiligt. Zum Ende des Projekts ist eine klinische Machbarkeitsstudie mit Patienten mit chronischen Schmerzen unter der Leitung von Professor Claudia Sommer vom Universitätsklinikum Würzburg geplant. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp zwei Millionen Euro gefördert.