Mit Innovationen Medtech-Talente gewinnen

Die Healthcare-Branche steht unter hohem Druck. Neue Märkte entwickeln sich rasend schnell, das Innovationstempo ist enorm und der Wettbewerbsdruck steigt. In seinem Gastbeitrag auf mednic erläutert Thomas Hack die besonderen Erfolgschancen für Unternehmen, die auf die Entwicklung zukunftsfähiger Produkte setzen und sich den damit verbundenen Personalherausforderungen stellen. Thomas Hack ist Senior Business Manager bei Real Staffing. Real Staffing, ein Geschäftszweig der international tätigen Personalberatung SThree, hat sich auf die Personalvermittlung und  -beratung für die komplette Life Sciences Industrie, darunter Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik spezialisiert.

Gastbeitrag von Thomas Hack

Von einer Stress messenden Zahnschiene bis zu einer Brille, die die Ernährung dokumentiert: Der Wearables-Markt boomt und Technologiefirmen wie Google, Garmin, Samsung oder Fitbit, die für kurze Innovationszyklen bekannt sind, haben ihn für sich entdeckt. Dabei sind diese Gadgets mehr als nur ein Lifestyle-Produkt – sie erfüllen häufig auch eine Funktion für die Gesundheit. Dieses Beispiel macht eine Entwicklung deutlich, von der die Healthcare-Branche unmittelbar betroffen ist: Neue Märkte – oft an der Grenze verschiedener Branchen – entwickeln sich rasend schnell, das Innovationstempo ist enorm und der Wettbewerbsdruck steigt. Doch wer auf die Entwicklung zukunftsfähiger Produkte setzt und sich den damit verbundenen Personalherausforderungen stellt, profitiert nicht nur beim Unternehmenserfolg, sondern auch bei der Mitarbeiterrekrutierung und -bindung.

Dank Innovation die besten Köpfe gewinnen und binden

Unternehmen, die an den Innovationen von morgen arbeiten, positionieren sich im sogenannten War for Talents als attraktiver Arbeitgeber. So ist es laut einer Befragung unter Fachleuten des Pharma-, Biotech- und Medizintechnik-Bereiches, die wir bei Real Staffing im letzten Jahr durchgeführt haben, für mehr als zwei Drittel (66,3 Prozent) wichtig oder sehr wichtig, für ein innovatives Unternehmen zu arbeiten. Zudem wird Innovation, laut 65,8 Prozent der Experten, als wichtig für den zukünftigen geschäftlichen Erfolg eingeschätzt. Größere und bekanntere Unternehmen sollten sich daher als innovative Arbeitgeber positionieren und kleinere, innovativere Start-ups die Wahrnehmbarkeit ihrer Marke erhöhen.

Unternehmenskultur, die Innovationen fördert

Ein häufiges Problem für ein geringes Innovationsniveau: Mitarbeiter mit den erforderlichen Skills fehlen. Doch in einer innovationsgetriebenen Branche ist es entscheidend, Leute an Board zu haben, die Veränderungen offen gegenüberstehen. Gefragt sind Mitarbeiter, die sich innerhalb der Teams flexibel bewegen können, um dort zu arbeiten, wo sie gebraucht werden.

Zudem ist eine Unternehmenskultur erforderlich, die ein Arbeiten an zukunftsfähigen Produkten und Technologien ermöglicht. Damit neue Ideen entstehen und erfolgreich umgesetzt werden können, müssen Arbeitgeber entsprechende Maßnahmen ergreifen. Hierzu zählen eine Kultur, die Mitarbeiter bemächtigt, Neuerungen einzuführen (51,4 Prozent), Neuschulungen (41,4 Prozent) und neugeschaffene Stellen, die Innovationen fördern (28,6 Prozent).

Verschmelzung von Technologien und Produkten

Ein weiterer Blick auf die Ergebnisse zeigt: Innovationen sind vor allem in den Bereichen Produkten (64,3 Prozent) und Technologien (57,1 Prozent) erkennbar. Diese Entwicklung macht deutlich, dass die Grenzen zwischen Technologie und Gesundheitsprodukten immer mehr verschwimmt. Ein zukunftsfähiges Geschäftsfeld ist daher der Wearables-Markt. Neben Tech-Unternehmen und Start-Ups gibt es auch klassische Medizintechnikunternehmen, die innovative Gadgets an der Schnittstelle zwischen Medizintechnik- und Lifestyle-Produkt entwickeln.

Die Anzahl der Schritte zählen, die Schlafqualität überwachen oder den Blutdruck messen: Fitnessarmbänder, Smartwatches und Co. machen es möglich. Die Vermessung der eigenen Lebenswelten und der Gesundheit ist bei den Konsumenten angekommen und erreicht auch die Medizintechnik. Unternehmen, die bisher Patientenmonitore, Defibrillatoren oder Blutdruckmessgeräte hergestellt haben, können in den vielversprechenden Markt einsteigen. Die Voraussetzung dafür: Mitarbeiter, die den Anforderungen des Tech- und IT-Umfeldes gewachsen sind.

Entwicklung von Wearables: eine andere Art von Spezialisten gefragt

Um Wearables zu entwickeln und zu vermarkten, braucht man das passende Personal. In Europa ist der Bewerbermarkt hierfür noch relativ klein. Daher lohnt es sich, den Blick für potenzielle Mitarbeiter auf das Ausland auszuweiten. So ist der Wearables-Markt beispielsweise in Nordamerika deutlich weiterentwickelt. Hier gibt es Fachkräfte, die schon die erforderlichen technischen Skills mitbringen und ihr Know-how den europäischen Kollegen vermitteln können. Grundsätzlich wird sich das Profil der Mitarbeiter schärfen und ändern:  Digitales Know-how und Erfahrungen in der Softwareentwicklung sind für die Entwicklung der Gadgets unerlässlich. Nichtsdestotrotz sind auch Fachkenntnisse des Medizinproduktgesetzes notwendig. Denn Wearables werden in Deutschland als Medizinprodukte eingestuft, die spezifische strenge TÜV-Sicherheitsrichtlinien erfüllen müssen, um eine Zulassung zu erhalten. Hierfür hat der TÜV eine eigene Abteilung gegründet – schließlich handelt es sich bei einem Fitnessarmband um ein ganz anderes Zulassungsverfahren als bei einem Herzschrittmacher.

Im Hinblick auf solch zukunftsfähige Märkte empfiehlt es sich bei der Stellenbesetzung auf eine langfristige Strategie zu setzen, speziell wenn es um Produktentwicklung geht. Hier ist es ratsam, Softwareentwickler einzustellen – auch und gerade solche, die noch am Beginn ihrer Karriere stehen. Erfahrene Kollegen können ihnen das notwendige Wissen der Medizintechnik vermitteln. Zudem gibt es in Deutschland die Möglichkeit, beim TÜV Schulungen zu rechtlichen Grundlagen der örtlichen Medizinproduktgesetze zu erhalten. Hiervon profitieren nicht nur Einsteiger, sondern auch ausländische Fachkräfte.

Fazit

Wie müssen sich Medtech-Unternehmen aufstellen, um in Zeiten von zunehmendem Innovationstempo wettbewerbsfähig zu sein? Zuerst einmal ist es wichtig überhaupt als innovatives Unternehmen wahrgenommen zu werden – das stärkt das Arbeitgeberimage und hilft so, die begehrten Fachkräfte zu gewinnen. Zudem sind für den Unternehmenserfolg Mitarbeiter gefragt, die nicht nur über Fachkenntnisse wie IT-Know-How verfügen, sondern auch offen für Veränderungen sind – nur so gelingt es, innovative Produkte zu entwickeln und zu vermarkten. Eine Voraussetzung hierfür ist eine Kultur, die das Arbeiten an neuen Ideen fördert und fordert. Bei der Personalsuche sollte auf internationale Netzwerke ebenso wie auf (Quer-)Einsteiger aus der IT-Branche gesetzt werden. Im Rahmen einer langfristigen Personalstrategie sind interdisziplinäre und internationale Teams erfolgsversprechend, um zukunftsfähige Märkte zu erschließen.