Kreislaufwirtschaft für Klimaschutz in der Anästhesie

Das Diakonissenkrankenhaus Leipzig will eine Vorreiterrolle beim Narkosegas-Recycling übernehmen. Foto: AGAPLESION
Das Diakonissenkrankenhaus Leipzig will eine Vorreiterrolle beim Narkosegas-Recycling übernehmen. Foto: AGAPLESION

Für mehr Klimaschutz hat das Diakonissenkrankenhaus Leipzig (Diako) jetzt ein Kreislaufsystem in seinem OP-Bereich eingeführt: Alle 17 Anästhesie-Arbeitsplätze wurden mit speziellen Aktivkohlefiltern ausgestattet, um die verwendeten Narkosegase komplett aufzufangen. 

Die aufgefangenen Narkosegase werden von einem Fachbetrieb recycelt und für einen erneuten medizinischen Einsatz aufbereitet. Dadurch soll der Austritt von schädlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre vermieden werden. Zudem will die Klinik Energie und Kosten einsparen, da keine Druckluft für die Ableitung der Gase mehr benötigt wird. Die Investition in das System soll sich auch wirtschaftlich bereits im ersten Jahr rechnen.

Aktuelle Studien stellen dem Gesundheitsbereich kein gutes Umweltzeugnis aus: So ist er in den westlichen Industrieländern für acht bis zehn Prozent des gesamten Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Krankenhäuser tragen dabei nicht nur durch einen hohen Energieverbrauch und enorme Abfallmengen und zu den Emissionen bei, sondern zu durchschnittlich 35 Prozent auch durch Narkosegase. Diese sind aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung deutlich klimaschädlicher als CO2, zumal sie auch ein hohes „Global Warming Potential“ (GWP) aufweisen. Diese beträgt bei Desfluran das 2.540-fache von CO2, bei Isofluran immer noch das 510-fache und bei Sevofluran das 130-fache. Bislang werden diese Gase weltweit in nahezu allen Krankenhäusern meist ungefiltert in die Außenluft abgeleitet, auch um das medizinische Personal selbst vor den Narkosegasen zu schützen. 

Vorreiterrolle beim Narkosegas-Recycling 

Das Diakonissenkrankenhaus Leipzig will mit seinem Kreislaufsystem zeigen, dass es auch anders geht. Es hat sich dazu entschlossen, klimaschädliche Emissionen in der Anästhesie ab sofort konsequent zu vermeiden. Mit dem Unternehmen ZeoSys aus Luckenwalde wurde hierfür der geeignete Partner gefunden. Dieser stellt die Aktivkohlefilter zur Verfügung, mit denen alle Anästhesie-Arbeitsplätze ausgestattet worden sind. Sobald der maximale Füllstand eines Filters erreicht ist, wird dieser durch einen neuen ersetzt und der mit Narkosegasen beladene Filter an den Kooperationspartner nach Brandenburg zurückgesandt, wo er vollständig recycelt wird. Das im Filter gesammelte Narkosegas lässt sich komplett zurückzugewinnen und für einen erneuten medizinischen Einsatz aufbereiten. So entsteht ein vollständiges Kreislaufsystem für die Anästhesiegase.

„Wir sind sehr stolz, dass es uns mit der Einführung dieses innovativen Kreislaufsystems als einem der ersten Krankenhäuser im mitteldeutschen Raum gelungen ist, ein lang gehegtes Nachhaltigkeitsziel zu erreichen“, sagt Dr. Frank Wagner, der als Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie auch der OP-Manager im Leipziger Diako ist. „Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren intensiv damit befasst haben, Lachgas und andere besonders klimaschädliche Inhalationsnarkotika durch verträglichere Alternativen zu ersetzen, ist dies ein echter Meilenstein in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit.“

Um die medizinische Versorgung in der Region klimafreundlich zu optimieren, hat der mitteldeutsche Verbund von Agaplesion, zu dem auch das Leipziger Diako gehört, vor rund einem Jahr die Abteilung Nachhaltigkeit, Beschaffung, Technik und Projektmanagement gegründet, die seitdem standortübergreifend tätig ist. Die Einführung des Narkosegas-Recyclings in Leipzig erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Nachhaltigkeit, technischen Spezialisten und medizinischen Anwendern.

Klimaschutz in der Anästhesie rechnet sich wirtschaftlich

Wie gut Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit auch bei der Einführung des neuen Kreislaufsystems zur Narkosegas-Rückgewinnung zusammenpassen, zeigt eine einfache Rechnung: Den einmaligen Investitionskosten von rund 30.000 Euro stehen Stromeinsparungen in ungefähr gleicher Größenordnung gegenüber, da keine Druckluft mehr für nun überflüssige Fortleitungssysteme benötigt wird. Abzüglich der laufenden Kosten für die neuen Filtersysteme kann somit im Diakonissenkrankenhaus Leipzig bereits im zweiten Betriebsjahr mit Kosteneinsparungen von rund 25.000 Euro pro Jahr gerechnet werden.