Nur jedes vierte Krankenhaus in Deutschland verfügt über eine eigene Digital-Strategie. Doch immer mehr Kliniken machen auf den Weg in Richtung „Medizin 4.0“: Der Anteil der Krankenhäuser mit digitalen Einzelprojekten, die im Alltag bereits funktionieren, ist binnen eines Jahres auf 56 Prozent gestiegen. 2015 lag er noch bei 46 Prozent.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft 2016“, für die im Auftrag der Personalberatung Rochus Mummert Healthcare Consulting 380 Führungskräfte an deutschen Krankenhäusern befragt wurden. In vielen deutschen Operationssälen gehören digitale Helfern bereits zum Alltag. Auf der anderen Seite sind Pflegeroboter, die Medikamente aus den Klinik-Apotheken auf die Stationen bringen oder dabei helfen, Patienten aus den Betten zu hieven, in hiesigen Krankenhäusern noch Zukunftsmusik. „Es wird einige Jahre dauern, bis wir in Deutschland von einer flächendeckenden Digitalisierung der Kliniken sprechen können. Dieser Prozess schreitet nur allmählich voran“, sagt Dr. Peter Windeck, Studienleiter und Geschäftsführer von Rochus Mummert Healthcare Consulting. Die Zunahme digitaler Einzelprojekte zeige aber, dass sich die Gesundheitswirtschaft in die richtige Richtung bewege.
Motivierende Digital-Projekte
Nur fünf Prozent der Krankenhäuser haben sich bislang noch nicht mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt, im vergangenen Jahr waren es noch acht Prozent. Windeck ist überzeugt: „Je mehr digitale Projekte den Klinikbetrieb erleichtern, desto motivierter wird jeder Einzelne sein, sich als Treiber einzubringen.“ Dabei ist Digitalisierung im Krankenhaus längst nicht mehr ausschließlich eine Angelegenheit der IT-Abteilung.
„Bereits heute beobachten wir, dass die medizinischen und kaufmännischen Führungskräfte die Digitalisierung voranbringen, statt ihren Kollegen aus der IT das Feld zu überlassen“, so der Studienleiter. Nach Einschätzung der befragten Manager ist neben der Verwaltung vor allem die Diagnostik gut für Digitalisierung und Automatisierung geeignet. An dritter Stelle sehen die Krankenhaus-Führungskräfte die stationäre Versorgung.
Nach Ansicht der Studienautoren müssen sich Krankenhäuser dringend mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen. „Die Digitalisierung revolutioniert die Gesundheitswirtschaft – diese Botschaft sollte schnell bei den Verantwortlichen in den deutschen Kliniken ankommen. Die Krankenhäuser müssen aufpassen, dass ihnen neue Gesundheitsdienstleister nicht den Rang ablaufen“, sagt Prof. Heinz Lohmann, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. Begleiter der Studie. Wer jetzt nicht in Richtung Medizin 4.0 aufbreche, laufe Gefahr den Anschluss zu verlieren.