Intelligente Schuhsohle schützt Diabetiker-Füße

Die Uniklinik Magdeburg hat gemeinsam mit einem Industriepartner eine Sensor-Schuheinlage entwickelt. Sie soll dazu beitragen, Fußgeschwüre und Amputationen bei Diabetikern zu vermeiden. Betroffene können die „intelligente“ Schuhsohle jetzt für zwei Jahre in ihrem häuslichen Umfeld testen.

Bundesweit leiden rund sechs Millionen Menschen an Diabetes. Diabetes manifestiert sich an vielen Organen, so auch an den Füßen. Durch Schädigung der langen Nervenbahnen und der Blutgefäße entsteht das diabetische Fußsyndrom. Es führt jährlich zu 30.000 Amputationen infolge von Druckgeschwüren und unbemerkten Verletzungen. Bislang umfassen Maßnahmen zur Verhinderung von Geschwüren tägliche Fußuntersuchungen durch die Betroffenen selbst, sowie in regelmäßigen Abständen vom behandelnden Arzt. Schützen können sich Diabetiker auch mit speziell auf die Bedürfnisse angepasstem Schuhwerk.

Verletzungen oft zu spät entdeckt

Dennoch konnte die Rate an Geschwüren in den letzten Jahren nicht signifikant reduziert werden. Oft ist es für Betroffene schwierig, anfängliche Veränderungen und kleinere Wunden rechtzeitig zu erkennen. Die Zeitabstände, in denen die Füße vom behandelnden Arzt gesehen werden, betragen in der Regel mehrere Monate, so dass Schäden oft bereits längere Zeit bestehen, bevor Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Künftig soll ein Hilfsmittel Betroffene unterstützen, die Gesundheit ihrer Füße zu kontrollieren und Schäden abzuwenden. Dafür haben die Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg in Zusammenarbeit mit der Thorsis Technologies GmbH und Medixmind GmbH eine intelligente Schuheinlage entwickelt, die Betroffenen zeitnah mit einem Aufwand von etwa 10 Minuten am Tag eine Rückmeldung über den Zustand ihrer Füße vermittelt.

Fußtemperatur verändert sich

Die Schuheinlage ist wie eine handelsübliche für Diabetiker empfohlene Weichbettung gearbeitet. Durch die Art der Fertigung werden einwirkende Druckbelastungen gleichmäßig auf den gesamten Fuß verteilt. Zusätzlich verfügt die intelligente Einlegesohle über Sensoren für Druck und Temperatur. Durchblutungsstörungen und Entzündungen sollen hierüber frühzeitig erkannt werden. Es ist bekannt, dass Entzündungen und Durchblutungsstörungen mit Veränderungen der Fußtemperaturen einhergehen, die schon lange, zum Teil fünf Wochen vor dem Auftreten einer manifesten Schädigung, nachweisbar sind.

Datenübertragung via Mobiltelefon

Deshalb messen die Sensoren in den Einlegesohlen die Druck- und Temperaturverläufe der Füße. Die gemessenen Werte werden an ein Mobiltelefon und von dort an das Studienzentrum weitergeleitet. Dem Patienten werden direkt nach der Messung gefährdete Bereiche seines Fußes angezeigt. Bei Werten, die auf eine Geschwürentstehung hindeuten, wird der Patient durch das Studienzentrum kontaktiert und es werden geeignete Maßnahmen besprochen.

Intelligente Schuhsohle für 150 Patienten

Nachdem die intelligente Einlegesohle in Vorstudien in der Klinik getestet wurde, soll sie nun im häuslichen Umfeld der Patienten zum Einsatz kommen. Im Rahmen einer Studie werden 150 Patienten für zwei Jahre mit den intelligenten Einlegesohlen ausgestattet. Durch tägliche Messungen sollen drohende Entzündungen und Durchblutungsstörungen an den Füßen erkannt und durch Gegenmaßnahmen verhindert werden.

Geeignete Interessenten können sich an einer Studie im Rahmen des Forschungsverbundes „Autonomie im Alter“ beteiligen. Einem Teil der Patienten werden die Einlegesohlen für zwei Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt.

Nähere Auskünfte erteilt Assistenzärztin Isabell Walter vom Studienzentrum in der Uniklinik Magdeburg telefonisch unter 0391 / 67-21615 oder 0391 / 67-21745 (nur Mo/Do: 13-15 Uhr, nur Di/Mi/Fr: 9-12Uhr).