Ob Diabetes, Herzschwäche oder Multiple Sklerose: Patienten mit einer chronischen Erkrankung verbringen in der Regel viel Zeit beim Arzt. Mit einer häuslichen Gesundheitsstation will ein jetzt gestartetes Telemedizin-Projekt schon bald das Patientenmonitoring erleichtern. Dadurch sollen für die Patienten viele Besuche in der Praxis des Hausarztes überflüssig werden.
Im eigenen Schlaf- oder Badezimmer die Durchblutung, Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz- und tiefe kontaktlos messen: in Sachsen soll das bereits in drei Jahren Realität werden. Elektrotechniker, Mediziner und Wirtschaftsinformatiker der TU Dresden wollen im Rahmen eines neuen Telemedizin-Projektes Systeme und Verfahren zum hausärztlichen Patientenmonitoring entwickeln.
„Die Verlagerung der medizinischen Versorgung in den häuslichen Bereich ist eine wachsende Tendenz, die einerseits dem Patientenwunsch entspricht und andererseits eine Reaktion auf die demografischen Veränderungen und den wachsenden Kostendruck ist “, sagt Prof. Hagen Malberg, Direktor des Institutes für Biomedizinische Technik der TU Dresden. Er ist davon überzeugt, dass Dresden Vorreiter für außerklinische Medizintechnik werden kann. „Wir haben in Sachsen genau die Kompetenzen, die wir dafür benötigen“, so Prof. Malberg.
Patientenmonitoring ohne Nutzerbarrieren
Im Projekt „Häusliche Gesundheitsstation“ soll zunächst eine neuartige medizinische Messtechnik entwickelt werden. Besonderes Augenmerk wollen die Projektpartner dabei auf die Bedienfreundlichkeit für die Patienten legen. „Uns geht es tatsächlich um eine neue Generation von Medizintechnik, die Barrieren auf der Nutzerseite verringert und damit von den Patienten auch gern eingesetzt wird und nicht wie ein Hometrainer nach drei Wochen in der Ecke verstaubt“, betont Malberg.
Die Ergebnisse des Projektes sollen in bereits am Markt bestehende Smart-Home-Lösungen eingebaut werden, die funktionieren und sich bewährt haben. Aus diesem Grund sind auch Industriepartner wie Jendrzik Haustechnik in das Projekt integriert.
Standards für telemedizinische Lösungen
Im zweiten Projektteil soll ein Evaluierungstool für weitere Telemedizinprojekte in Sachsen entwickelt werden. Es soll objektive Vergleichsstandards für telemedizinische Lösungen bieten. Solche Standards sind essentiell für die Auswahl und Umsetzung telemedizinischer Lösungen. Federführend in diesem Projektteil sind Prof. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung und Prof. Werner Esswein, Inhaber der Professur für Wirtschaftsinformatik.
Das Projekt „Häusliche Gesundheitsstation“ läuft über drei Jahre und wird mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch überreichte jetzt den entsprechenden Fördermittelbescheid. „Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnen sich auch für die Behandlung chronisch kranker Menschen neue Möglichkeiten“, so die Staatsministerin. Durch das Projekt werde das Selbstmanagement für Herzinsuffizienzpatienten nachhaltig und effizient gestärkt, so Klepsch weiter.