Digitalisierungsoffensive für Gesundheitsämter gefordert

Fax-Gerät im Einsatz
Fax-Gerät: „Wirklich einmal einen Cut machen und das System neu aufstellen“ (Foto: piyaphun/123rf.com)

Der Kölner Facharzt und Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Christian Karagiannidis fordert von der Bundesregierung einen Neuaufbau des Meldesystems der Gesundheitsämter in den nächsten sechs Monaten. 

Kommunikation per Fax – so sieht auch im Jahr 2022 vielerorts noch der Alltag im Gesundheitswesen aus. „Ich stimme dem Gesundheitsminister ausdrücklich zu, dass wir uns in einem Blindflug befinden, der so nach zwei Jahren Pandemie nur schwer hinnehmbar ist. Und der klar macht, dass die Bundesregierung in den nächsten sechs Monaten extrem viel in die Digitalisierung investieren muss, einmal wirklich einen Cut machen muss und das System neu aufstellen sollte, insbesondere mit einer elektronischen Patientenakte”, so Karagiannidis im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix.

Maßnahmen gegen Omikron

Der Intensivmediziner betonte, in den Krankenhäusern gebe es dagegen ein gutes Meldewesen, und demnach gingen die Zahlen der Corona-Patienten sowohl in den Normal- als auch in den Intensivstationen „im Moment noch runter“. Das bedeute, die Delta-Coronawelle laufe aus. Bislang gebe es nur vereinzelte Omikron-Fälle in den Intensivstationen. Für Maßnahmen gegen Omikron bleibe noch Zeit, da Deutschland der Entwicklung in England und Frankreich etwa zwei bis drei Wochen hinterherhänge, so Karagiannidis, der auch dem Corona-Expertengremium der Bundesregierung angehört. 

Er plädierte für die Festlegung von Stopp-Szenarien, die beim Erreichen von bestimmten Werten bei der Inzidenz, der Hospitalisierungsrate und der Intensivbettenbelegung automatisch in Kraft träten. Das könne in den nächsten zwei Wochen noch gut vorbereitet und klar kommuniziert werden. „Ich glaube, damit würden wir gut fahren“, ergänzt Karagiannidis.