Das Smartphone wird zum medizinischen Labor

Einem deutschen Forscher-Team ist es gelungen, ein handelsübliches Smartphone so aufzurüsten, dass es biomolekulare Tests durchführt.

Wenn es nach Dr. Kort Bremer, Dr. Maik Rahlves, Dr. Johanna Walter und Professor Bernhard Roth geht, können Smartphone-Nutzer künftig mit ihrem Telefon Krankheiten diagnostizieren, Blutwerte messen oder Schwangerschaftstests durchführen. Dem Forscher-Team gelang es mit wenigen technischen Anpassungen, die Fähigkeiten eines handelsüblichen Smartphones so zu erweitern, dass es die Durchführung biomolekularer Tests ermöglicht. Eine am Hannoverschen Zentrum für Optische Technologien (HOT) durchgeführte Machbarkeitsstudie überzeugte eine Berliner Expertenjury des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die über die Vergabe von Fördergeldern aus dem Programm EXIST-Forschungstransfer entscheidet. Zusammen mit Starting Business, dem gemeinsamen Gründungsservice der Leibniz Universität Hannover und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hannoverimpuls, gelang es dem Forschungs-Team kürzlich, knapp 900.000 Euro Fördergelder einzuwerben, um das Projekt zur Marktreife auszubauen.

Einsatz auch in der Umweltanalytik

Bremer erklärt: „Smartphones verfügen bereits über fast alle Features, um sie zum mobilen Labor zu erweitern: Kamera, LED-Blitz und ausreichend Rechenleistung. In Kombination mit einem externen funktionalisierten optischen Sensorsystem können Smartphones daher prinzipiell zur Erfassung von biologischen Merkmalen erweitert werden“. Den Funktionsnachweis konnte das Wissenschaftler-Team bereits im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erbringen. Ein speziell bearbeitetes Glasfaserkabel verbindet die Blitz-LED mit einem sogenannten Linienbeugungsgitter. Eine einfache Foto-App genügt für das Erfassen des Sensorsignals. Ein mit dieser Technik ausgestattetes Smartphone könnte neben medizinischen Anwendungen auch für die Umweltanalytik verwendet werden. In Kombination mit dem GPS-Empfang von Smartphones bieten sich zahlreiche zusätzliche Features an, etwa sich auf Reisen den schnellsten Weg zur nächsten Apotheke oder Ambulanz vom Smartphone anzeigen zu lassen. Letzteres ist allerdings mit Hilfe konventioneller Navigations-Apps auch heute schon möglich.

Kooperation von Uni und Wirtschaftsförderung

Auf der Suche nach Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten wurde das Wissenschaftler-Team vom Gründungsservice Starting Business unterstützt. Das Bundesförderungsprogramm EXIST-Forschungstransfer war schnell als geeignetes Instrument identifiziert, um die Idee sukzessive zum Geschäftsmodell auszubauen. EXIST-Forschungstransfer ist eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Europäischen Sozialfonds. Ziel ist es, technologiebasierte Unternehmensgründungen zu erhöhen. Starting Business unterstützte die Antragstellung und bereitete das Team auf die entscheidende Präsentation des Projektes vor einer Expertenjury vor.

„Gelder des EXIST-Forschungstransfers dienen dazu, Forschungsergebnisse in die wirtschaftliche Anwendung zu überführen. Dabei wird nachgewiesen, ob Gründungsideen technisch machbar sind, und im Anschluss die Technologie zur Marktreife gebracht. Unser Ziel ist es, den Transfer von Innovationen aus der Universität in die Region zu fördern. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Gründungsservice diese erfolgversprechende Idee des mobilen Medizin-Labors weiter voranbringen konnte”, sagt Dr. Adolf M. Kopp, Geschäftsführer von Hannoverimpuls.