Schlafmangel verschlechtert Gedächtnisleistung

Viele Bundesbürger leiden unter Schlafstörungen (Foto: lightfieldstudios/123rf.com)

Dass sich Schlafmangel auf die Leistung des Gehirns auswirkt, wissen die meisten bereits aus eigener Erfahrung. Forschende am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund haben nun herausgefunden, dass Schlafentzug nicht nur die Aktivität des Gehirns verändert, sondern auch die Verbindungsstärken zwischen den Nervenzellen beeinflusst werden.

Schlafmangel beeinträchtigt die Aufmerksamkeit sowie die Gedächtnisleistung und Lernprozesse. Um neue Gedächtnisinhalte zu speichern, werden im Gehirn Verbindungen zwischen Nervenzellen verstärkt oder abgeschwächt (Neuroplastizität). Während des Nachtschlafs werden wichtige Verbindungen verstärkt und unwichtige wieder abgeschwächt. Diese Abschwächung fällt bei einem Schlafmangel aus.

Neuvernetzung der Synapsen erschwert

Die kortikale Erregbarkeit ist dauerhaft erhöht, was zu einer Beeinträchtigung der Signalübertragung führt. Daher können neue äußere Reize und Informationen nur schlecht oder gar nicht verarbeitet werden und das Lernen fällt schwerer. Durch die erhöhte, kortikale Erregbarkeit wird die Neuroplastizität gestört. Das bedeutet, dass die Überaktivierung des Gehirns eine Neuvernetzung der Synapsen erschwert.

Leistungsstark im Einklang mit dem Chronotyp

Die Wissenschaftler betonen in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen zwischen einem kompletten Schlafentzug und dem Arbeiten gegen die persönlich bevorzugten Schlaf- und Wachphasen (Chronotyp). Bei letzterem sind die Aktivität des Gehirns und die Neuroplastizität verringert. Beim Schlafentzug hingegen ist die Hirnaktivität erhöht. Vor allem bei anspruchsvollen Tätigkeiten kann das Arbeiten im Einklang mit dem eigenen Chronotyp die Arbeitsleistung verbessern.

Erkrankungen vorbeugen

Da die Dynamik der Plastizität und der Aktivität des Gehirns vom Schlaf abhängig sind, könnte diese den Forschenden zufolge eine Rolle bei der Vorbeugung von Erkrankungen mit kognitiven Defiziten spielen. Beispiele für solche Erkrankungen sind Demenzen, bei denen häufig Schlafstörungen vorliegen, und schwere Depressionen. Bei Depressionen besteht eine verminderte Hirnaktivierung und Neuroplastizität. Sie könnten durch einen therapeutischen Schlafentzug, der eine etablierte antidepressive Maßnahme ist, kompensiert werden.