Pflegeheim-Angst in Deutschland

Die meisten Deutschen haben Angst davor im Alter in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, wie acht von zehn Bürgern bestätigen. Nur sechs Prozent der Bundesbürge können sich vorstellen, bei einer Pflegebedürftigkeit freiwillig in einer Senioreneinrichtung zu leben. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern. Sorge bereiten den Deutschen demnach vor allem der Personalmangel in den Heimen und überforderte Pflegekräfte, wie 73 Prozent angeben. Sie befürchten, dass durch die Personalknappheit weniger Zeit für die Bewohner bleibt und sich die Qualität der Pflege verschlechtert.

„Unsere Befragung zeigt, dass Pflegeheime in Deutschland keinen guten Ruf genießen. Bei den Bürgern in Deutschland ist angekommen, welche Folgen der Personalnotstand hat, der sich durch den demografischen Wandel noch weiter verschärfen wird“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma bei PwC Deutschland. „Wir benötigen daher mehr Wertschätzung für den Pflegeberuf und eine neue Art der Versorgung in den Heimen, die wieder stärker den Menschen in den Mittelpunkt stellt“ Um die Qualität der Einrichtungen zu messen und im nächsten Schritt zu verbessern, müssten neben den Bewohnern auch Angehörige und Mitarbeiter in den Prozess eingebunden werden.

Am beliebtesten bei den Bundesbürgern ist übrigens das betreute Wohnen in einer eigenen Wohnung, aber mit Anschluss an einen Pflegedienst. Diese Form bevorzugen 33 Prozent der Befragten. 31 Prozent möchten in den eigenen vier Wänden bleiben und durch einen ambulanten Dienst gepflegt werden. Die häusliche Pflege durch Familienmitglieder können sich 19 Prozent vorstellen.

Verbesserungen und Personalkontrollen in der Pflege gewünscht

Die meisten Befragten haben konkrete Vorstellungen davon, wie sich die aktuelle Situation in einem Pflegeheim verbessern ließe. Vor allem wünschen sie sich regelmäßige Qualitätskontrollen der Pflegeheime durch externe Stellen, wie 98 Prozent der Studienteilnehmer fordern. Diese Art von Transparenz sollte bereits der Pflege-Tüv schaffen, der 2009 eingeführt wurde. „In der Praxis zeigt sich allerdings, dass dieses Bewertungssystem wenig Aussagekraft hat“, sagt Sevilay Huesman-Koecke, Expertin für Gesundheitswesen bei PwC Deutschland. „Die individuelle Zufriedenheit der Bewohner lässt sich kaum mit standardisierten Bewertungskriterien messen. Dazu bedarf es vielmehr eines kontinuierlichen qualitätsbasierten Austauschs mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern, so dass schnell auf Missstände reagiert werden kann und eine offene Kultur innerhalb des Hauses herrscht“, ist Huesman-Koecke überzeugt. Darüber hinaus wünschen sich 97 Prozent eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels, damit mehr Zeit für den einzelnen Bewohner bleibt. Ebenso viele Befragte befürworten ein höheres Gehalt für die Pflegekräfte.

Intelligente Technologie in der Pflege

Die Studienteilnehmer haben Verständnis dafür, dass eine hohe Versorgungsqualität seinen Preis hat. Entsprechend wären 43 Prozent bereit, einen höheren Beitragssatz zur Pflegeversicherung zu leisten. Diese Bereitschaft wächst mit steigendem Nettoeinkommen und liegt im Schnitt bei 33 Euro pro Monat. 39 Prozent lehnen eine Erhöhung ab, weil sie für sie nicht finanzierbar wäre. 18 Prozent der Befragten sind wären dazu nicht bereit, obwohl sie sich das leisten könnten.

Gerade weil die Bürger sich große Sorgen um den Personalnotstand machen, würden sie die Mehreinnahmen in einen besseren Betreuungsschlüssel in den Heimen (53 Prozent) und in höhere Gehälter für die Pflegekräfte (17 Prozent) investieren. „Der Schlüssel für eine bessere Versorgungsqualität in den Heimen liegt in der Aufwertung des Pflegeberufs und einem verbesserten Miteinander zwischen Bewohnern, ihren Angehörigen und dem Personal“, so Burkhart und ergänzt: „Entlastung für das Personal können wir auch schaffen, indem wir intelligente Technologien in den Pflegealltag einbinden, zum Beispiel digitale Pflegedokumentationen oder GPS-Überwachung von Demenzkranken.“ Die Studie steht online zum kostenlosen Download zur Verfügung.