Optimierte Prozesse beeindrucken Bewerber

Claudio Krüger ist Director Enterprise Services bei der Salutem Consulting GmbH. (Foto: Salutem Consuting GmbH)

Claudio Krüger von Salutem Consulting ist davon überzeugt, dass sich Unternehmen dringend von veralteten und analogen Prozessen trennen müssen, wenn sie Fachkräfte für sich gewinnen und dauerhaft halten wollen.  

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen spitzt sich immer weiter zu. Laut einer Studie könnten im Jahr 2035 knapp 1,8 Millionen offene Stellen nicht mehr besetzt werden, weil qualifizierte Kräfte fehlen. Das sind 35 Prozent der vakanten Stellen. Bereits heute bleiben rund sieben Prozent der Stellen unbesetzt. Aus Sicht des Beraters und Projektmanagers Claudio Krüger sollte sich das kein Anbieter im Gesundheitswesen erlauben.

mednic: Welche typischen Fehler werden beim Recruiting im Gesundheitswesen gemacht?

Claudio Krüger: Trotz Fachkräftemangel werden Bewerber nicht richtig wertgeschätzt. Studien zum Personalmanagement zeigen immer wieder, dass sich ein hoher Prozentsatz der Bewerbenden innerhalb der ersten Woche eine einfache Eingangsbestätigung wünscht – das geschieht aber meistens nicht! Unzureichende Abläufe innerhalb von Unternehmen führen zudem dazu, dass Bewerbungen in den Fachabteilungen oft nicht zeitgerecht gesichtet und bewertet werden. Ein Austausch mit anderen Abteilungen, zu denen ein Bewerber gegebenenfalls besser passt, findet ebenfalls oft nicht statt. Dashboards zum Status von Bewerberprüfungen sowie automatisierte Wiedervorlagen innerhalb der Personalabteilungen würden dazu führen, mit dem kostbaren Gut der Bewerber zielgerichtet umzugehen. Mitarbeitende, die heute abgelehnt werden, können in naher Zukunft wieder interessant werden. Eine Übersicht interessanter Kandidaten – selbstverständlich unter Berücksichtigung der entsprechenden Datenschutzvorgaben – hilft, diese bei Bedarf proaktiv selbst erneut kontaktieren zu können.

mednic: Warum ist ein optimiertes Recruiting besonders wichtig, wenn es darum geht, Fachkräfte im Gesundheitswesen für Stellen im eigenen Haus zu interessieren?

Krüger: Fachkräfte wünschen sich einen Arbeitgeber, der den Bewerber als Mensch wertschätzt. Vielfach ist die Rede von „Unsere Mitarbeiter sind unser kostbarstes Gut …“  Diese Einstellung muss bereits bei Bewerbern ankommen, will man Mitarbeitende nicht nur gewinnen, sondern vor allem auch behalten. Dabei kommt der Kommunikation mit Bewerbern und Mitarbeitenden eine besondere Rolle zu. Sie muss verlässlich und zeitlich passend durchgeführt werden. Dies ist ohne Digitalisierung in der Regel nicht verlässlich zu leisten.  

mednic: Geht es bei der Ausschreibung einer Stelle nicht überwiegend darum, wer das beste Gehalt zahlt? Warum denken Sie, dass Bewerberinnen und Bewerber stimmige und effektive Recruiting-Prozesse honorieren?

Krüger: Ein angemessenes Gehalt ist wichtig, jedoch nicht alles. Zufriedenheit und Wertschätzung im Job stehen ebenfalls weit oben auf der Bedürfnisliste von Bewerbern und Mitarbeitenden. Arbeitgebern, die bereits im Recruiting Prozess Defizite offenbaren, werden es schwer haben, potenzielle Kandidaten für sich zu gewinnen. Wird von Beginn an Professionalität, Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit demonstriert, wird das in der Regel auch auf den Businessalltag beim neuen Arbeitgeber übertragen.   

mednic: Was sollten Unternehmen und Institutionen im Gesundheitswesen tun, um ihre Recruiting-Prozesse besser aufzustellen?

Krüger: Es ist wichtig, den Bewerbungsprozess zuverlässig zu digitalisieren. Bewerber müssen über die heute üblichen digitalen Kommunikationswege Bewerbungsunterlagen einreichen und mit dem Unternehmen kommunizieren können. Portale und Apps stehen dabei im Vordergrund. Natürlich müssen auch die traditionellen analogen Wege berücksichtigt und integriert werden. Oftmals sind Spezialsysteme zur Personalverwaltung vorhanden. Die Orchestrierung zwischen den Systemen, Unternehmensabteilungen und Bewerbern bleibt dabei allerdings oftmals auf der Strecke. Unser Service Management Tool SERVALX kann die Funktion des Orchestrierens übernehmen und darüber hinaus sicherstellen, dass die Prozesse eingehalten und überwacht werden. Wichtige Prozess Faktoren wie Antwortzeiten, Verweildauer und weitere Punkte werden sichtbar gemacht und können über individuelle Dashboards leicht nachverfolgt werden.  

mednic: Sie sagen, dass Unternehmen und Institutionen auch nach dem Recruiting den Fokus auf ihre Mitarbeitenden legen sollten. Was meinen Sie damit?

Krüger: Recruiting ist nur der erste Schritt, um aus Bewerbern Mitarbeiter zu machen. Mitarbeiter zu begeistern und zu halten ist ebenso wichtig. Bereits das Onboarding kann zu einem Wow-Effekt führen. Informationsbereitstellung und -austausch bereits vor dem ersten Arbeitstag, Abfragen von Unterlagen und Bescheinigungen sowie die Bestellung von Equipment wie Notebook, Mobiltelefon, Visitenkarten etc. sind Maßnahmen, die den Bewerber beeindrucken. Unternehmens-, Abteilungs- und Teaminformationen sowie Trainingsmaterial können bereits vorab verfügbar gemacht werden. Die automatisierte und zeitgerechte Bereitstellung von Mitarbeiter-Accounts oder Zugangskarten finden im Hintergrund statt und beeindrucken den neuen Mitarbeiter am ersten Arbeitstag. Ein „Pate“ ist bereits zum ersten Arbeitstag benannt und steht bereit. Digital unterstützte regelmäßige Reviews und Entwicklungsgespräche im Berufsalltag unterstützen die Mitarbeiterzufriedenheit zusätzlich.

Claudio Krüger ist Director Enterprise Services bei der Salutem Consulting GmbH, einem inhabergeführten Beratungsunternehmen mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Service Management und Projekt Management. Salutem Consulting ist spezialisiert darauf, individuelle Kundenvorhaben im KMU- sowie Großkundenumfeld umzusetzen.