Jeder zweite Hausarzt verschreibt Apps auf Rezept

Smartphone in Arztpraxis
Repräsentative Befragung: Immer mehr Mediziner und nichtärztliche Heilberufler setzen Gesundheits-Apps Apps in der Therapie, zur Therapieunterstützung oder in der Vor- und Nachsorge ein (Foto: utah778/123rf.com)

Digitale Gesundheitsanwendungen etablieren sich zunehmend: Seit der Einführung im Jahr 2020 ist der Anteil der Ärzte, die in ihrem Tätigkeitsbereich DiGA oder andere Apps zur Gesundheitsversorgung einsetzen, kontinuierlich gestiegen und liegt aktuell bei 37,1 Prozent.

Insbesondere Hausärzte arbeiten laut einer aktuellen Befragung der Stiftung Gesundheit e.V. immer häufiger mit digitalen Helfern: Fast jeder zweite von ihnen setzt digitale Gesundheitsanwendungen zumindest gelegentlich ein (44,6 Prozent). Bei den Fachärzten und Psychologischen Psychotherapeuten liegt der Anteil bei jeweils gut einem Drittel (34,5 Prozent resp. 35,3 Prozent). Am seltensten kommen Apps bei Zahnärzten zum Einsatz (31,4 Prozent). Der Grund für die geringe Quote ist hier keine grundsätzliche Ablehnung: Fast 50 Prozent der Zahnärzte gaben an, es gebe bisher keine sinnvollen Apps für ihren Fachbereich.

Für die aktuelle Fokus-Befragung der Stiftung Gesundheit e.V. wurden insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten sowie 10.000 nichtärztliche Heilberufler angesprochen. Zusätzlich wurden 1.916 Ärzte und 1.665 Heilberufler angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen. Rücklauf: 1.913 valide Fragebögen (Rücklaufquote 8,1 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ.

Unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten

Hausärzte sehen die Vorzüge der Apps primär in der Therapie oder zur Therapieunterstützung (49,8 Prozent), dicht gefolgt von der Vorsorge (46,8 Prozent). Auch Fachärzte setzen vor allem in der Therapie (50,6 Prozent) und in der Vorsorge (45,5 Prozent) auf Apps. Zahnärzte meinen dagegen, dass der größte Nutzen im Bereich der Vorsorge (48,4 Prozent) liegt. Die umfangreichsten Einsatzmöglichkeiten sehen die Psychologischen Psychotherapeuten: 65,5 Prozent von ihnen halten Apps in der Prävention für sinnvoll, 54,2 Prozent zur Therapie/-unterstützung und 45,8 Prozent in der Nachsorge.

Auch in einigen der nichtärztlichen Heilberufe ist das Interesse an Gesundheits-Apps groß, ebenso wie die derzeitige Nutzung: Mit Abstand am häufigsten setzen Logopäden die digitalen Helfer ein (45,7 Prozent), gefolgt von Apothekern (33,3 Prozent). Bei den Hebammen und Ergotherapeuten sind es jeweils etwa ein Viertel, bei den Heilpraktikern ein Fünftel. Am seltensten kommen sie bei Physiotherapeuten zum Einsatz (15,0 Prozent).

Hilfreiche Therapieunterstützung

Bei den Apothekern steht die Vorsorge auf Platz 1 (47,5 Prozent). Jeweils mehr als ein Drittel der Apotheker sieht Apps zudem als hilfreiche Unterstützung bei der Therapie oder zur Überwachung etwa von Vitalparametern. Konkret nennen sie beispielsweise Medikamentenpläne und -erinnerungen über Handy oder Smartwatch und Tagebuch-Anwendungen für Blutdruck, Blutzucker, Migräne oder Gewichtsmanagement.

Fast die Hälfte der Heilpraktiker sieht Apps in den Bereichen Vorsorge (45,4 Prozent) und Therapieunterstützung (46,3 Prozent) als sinnvoll an. Als Wünsche nennen sie vor allem Anwendungen für Übungen im psychotherapeutischen Bereich und zum Monitoring von Stimmungen.

Skeptische Hebammen

Bei den Hebammen können sich 39,5 Prozent einen Einsatz in der Vorsorge vorstellen, 31,3 Prozent in der Nachsorge (z.B. Rückbildungs-Übungen) und je rund ein Viertel in der Therapie/-unterstützung und der Überwachung. Der Anteil derer, die Apps in keinem Bereich für sinnvoll halten, ist in diesem Heilberuf mit 30,3 Prozent am höchsten.

Im Rahmen der Befragung äußerten viele Heilberufler neben zahlreichen konkreten Wünschen auch Kritik, dass sie selbst keine DiGA verschreiben können. „Wir verwenden bereits ein Tool mit Übungen für unsere Patienten“, schreibt beispielsweise ein Physiotherapeut: „Ich würde mir wünschen, dass Therapeuten diese verordnen könnten und nicht Ärzte, da hier der Weg zurück zum Arzt/Ärztin umständlich ist und vom Patienten nicht gegangen wird.“