Neben Cell Broadcast, Sirenen und weiteren Warnmitteln sollen künftig auch DAB+ Digitalradios Katastrophenwarnungen entweder über den Radiosprecher oder eine automatisierte Durchsage automatisch übermitteln.
Die Mitglieder des Vereins Digitalradio Deutschland, also ARD, Deutschlandradio, Privatsender, Hersteller, Netzbetreiber und Landesmedienanstalten haben sich zum Ziel gesetzt, ein neues Warnsystem aufzubauen, das auf den DAB+ Datendiensten basiert. Dazu hat der Verein auch Verbände und Behörden (z.B. das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK) eingebunden, um in Deutschland eine breite Akzeptanz zu erreichen.
DAB+ Warntag: Während des bundesweiten Warntags am 14. September 2023 werden die heute bereits verfügbaren DAB+ Warntechnologien getestet. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosender begleiten das Ereignis redaktionell. Zuvor wird über das nationale DAB+ Netz ein Test-Alarm ausgelöst, den geeignete Radiogeräte verarbeiten können.
Ab 2025 größerer Funktionsumfang
Künftige DAB+ Radios sollen mindestens diese Funktionen zusätzlich zum klassischen Radioempfang erhalten:
– Echtzeit-Aktivierung: Das laufende Radioprogramm wird im Krisenfall unterbrochen. Das Radio schaltet automatisch auf den Warnkanal um. Die Warnung wird übermittelt, entweder über die Radiosprecherin oder eine automatisierte Durchsage
– Aufweckfunktion: Beispielsweise nachts wird der Radiowecker aus dem Standby automatisch ferngesteuert eingeschaltet. In wenigen Sekunden wird der Warnkanal eingestellt und die Warnung übermittelt
– Regionalisierte Warnmeldungen: Bei der ersten Inbetriebnahme werden Kunden um die Eingabe eines regionalen Zahlencodes gebeten, der sich über das Internet, basierend auf der eigenen Wohnadresse, herausfinden lässt. Es werden danach nur noch Warnungen ausgegeben, die mit dieser Ortsmarke übereinstimmen, was eine „Überwarnung“ verhindert
– Textmeldungen: Im Display des Gerätes wird zusätzlich zur Durchsage per Laufschrift gewarnt
– Testfunktion: An Warntagen können Radios eine Meldung für Funktionstests erhalten und deren Empfang bestätigen
Sobald diese Spezifikationen implementiert sind, könnten weitere Zusatzfunktionen nachfolgen, etwa im Farbdisplay des Radios gezeigte fremdsprachige Warnmeldungen oder spezielle Bildinhalte, die das Warngebiet grafisch darstellen.
Internationale Einführung beabsichtigt
Die neuen Dienste wurden vom Digitalradio Deutschland e.V. vorgeschlagen und dem WorldDAB Technical Committee zur weiteren Normentwicklung und Spezifizierung vorgelegt. Denn nur über internationale ETSI-Richtlinien gelingt die markbreite Einführung in Europa und Asien. Das über 100 Mitglieder umfassende WorldDAB Technical Committe plant die Veröffentlichung von Ergebnissen im ersten Quartal 2024. Anschließend ist der Weg frei für eine internationale Markteinführung, die nach Fertigstellung der ersten Chipsets erfolgen soll.