Bürokratielast für Ärzte steigt

Laut einer Erhebung der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wachsen die bürokratischen Aufgaben für niedergelassene Ärzte fortgesetzt. Eine Chance, Bürokratie abzubauen, sieht die KBV in der Digitalisierung.

Zum dritten Mal hat die KBV in Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) einen Bürokratieindex für Ärzte und Psychotherapeuten (BIX) erstellt. Dabei setzt sich der Trend vom Vorjahr fort: Die Bürokratielasten sind um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Pro Jahr entsteht jeder Arztpraxis somit eine Gesamtbelastung von 60 Tagen, die sie ausschließlich mit „Papierkrieg“ beschäftigt ist. Das entspricht insgesamt rund 54,5 Millionen Nettoarbeitsstunden.

„Ärzte wünschen sich mehr Zeit für ihre Patienten und weniger Zeit am Schreibtisch. Daher betrachten wir die Entwicklung mit Sorge“, äußerte sich Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV, zu den aktuellen Zahlen.

Demografischer Wandel ausschlaggebend

Als Hauptfaktor macht die Studie die Folgen des demografischen Wandels aus. Denn dieser schlägt sich nicht nur in einer steigenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen nieder, sondern damit verbunden auch in einem Mehr an Dokumentationen und Bescheinigungen. „Ältere und mehrfacherkrankte Patienten gehen öfter zum Arzt und benötigen mehr ärztliche Leistungen. Dadurch erhöht sich auch der bürokratische Aufwand“, erläutert Kriedel.

Zeitaufwändige Verordnungen

So schlagen neben der allgemeinen Patientendokumentation und dem Datenaustausch mit Kollegen vor allem die Verordnungen für häusliche Krankenpflege, für Heilmittel und zur Krankenbeförderung zu Buche. Die stetig gestiegene Zahl an Beschäftigten in Deutschland hat auch eine häufigere Ausstellung von Bescheinigungen zur Arbeitsunfähigkeit (AU) mit sich gebracht. Mit einem Aufwand von insgesamt 4,9 Millionen Nettoarbeitsstunden gehören AU-Bescheinigungen zu den Top 3 zeitintensiver Dokumente.

Eine starke Entlastung konnte hingegen bei der Informationspflicht „Erhebung von Daten im Ersatzverfahren“ festgestellt werden. Durch bessere elektronische Gesundheitskarten und Lesegeräte wird die manuelle Erfassung seltener erforderlich. Erleichterungen gab es auch durch den Wegfall der „Überweisung zum Durchgangsarzt“ und des „Behandlungsausweises“ für Opiatabhängige.

„Der BIX zeigt: Die Bürokratiebelastung steigt allein schon wegen des demografischen Wandels und unabhängig von neuen Regelungen weiter an. Sie nimmt zunehmend wertvolle Arbeitszeit in Anspruch, die nicht mehr für die Behandlung der Patienten zur Verfügung steht – und das in Zeiten, da ärztliche Arbeitszeit ohnehin ein knappes Gut ist“, sagte Kriedel und ergänzte: „Dem wollen wir entgegenwirken: Wir fordern einen nachhaltigen und aktiven Bürokratieabbau.“

Digitalisierung als Chance  nutzen

Eine Chance, Bürokratie abzubauen, sieht die KBV auch in der Digitalisierung. Das aufwandsreduzierende Potential digitaler Lösungen sollte genutzt werden, um die Verwaltungsarbeit zu verringern. „Der Arzt soll seine Zeit schließlich dem Patienten widmen, nicht dem Schreibtisch“, unterstreicht Kriedel.