5G für optimierte Versorgung am Unfallort

Ein neues Projekt nutzt die 5G-Infrastruktur, um Geräte im Krankenwagen zu synchronisieren und wichtige Kennwerte gleich in die Notaufnahme in der Klinik zu senden, noch bevor der Patient dort eintrifft. 

Das Projekt MOMENTUM (Mobile Medizintechnik für die integrierte Notfallversorgung und Unfallmedizin) wird mit 6,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligt sind 14 Partner, die Leitung übernimmt das Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie (ICCAS) der Universität Leipzig.

Ziel des Projektes ist es, Handlungsabläufe am Unfallort und im Krankenhaus besser aufeinander abzustimmen. „Wir entwickeln zum einen eine Technologie, die alle Medizingeräte im Rettungswagen miteinander kommunizieren lässt. Zum anderen bringen wir die Patientendaten in kürzester Zeit in die Notaufnahme der Klinik, in die der Patient dann eingeliefert wird“, sagt Prof. Dr. Thomas Neumuth, Projektleiter und stellvertretender Direktor des ICCAS-Forschungszentrums der Medizinischen Fakultät.

Patienten effizienter behandeln

Auf diese Weise wollen die Forscher die Patientenbehandlung besser und effizienter gestalten. Einige diagnostische Verfahren sollen zum Einsatzort hin verschoben werden. So könnten die Rettungssanitäter oder der Notarzt beispielsweise bereits am Unfallort einen Ultraschall durchführen und die Bilder unmittelbar ans Klinikum senden. Von dort erhalten sie telemedizinische Unterstützung bei der weiteren Behandlung am Einsatzort. Das Ärzteteam in der Notaufnahme kann sich dadurch besser auf das Ankommen des Patienten vorbereiten und ihn nahtlos weiter betreuen.

Herausforderung Mobilfunkabdeckung

„Wir untersuchen im Projekt auch, wie gut sich 5G in einem abgeschlossenen System, hier dem Rettungswagen, eignet, um Medizingeräte miteinander zu vernetzen. Die gesammelten Daten werden mithilfe von 5G-Technologie aus dem Wagen in eine darüber liegende Infrastruktur übertragen, wo alle Informationen sinnvoll zusammengefasst und für die Ärzte in der Klinik visualisiert werden“, sagt Max Rockstroh, Projektmitarbeiter am ICCAS. 

Die Wissenschaftler müssen gleich mehrere Herausforderungen meistern. So gilt es zunächst die Medizingeräte unterschiedlicher Hersteller miteinander zu vernetzen. Hier hat das ICCAS in langjähriger Forschungsarbeit schon erste Ansätze entwickelt. Es ist aktiv an der Entwicklung und Verbreitung der IEEE11073-SDC Standardfamilie zur Medizingerätevernetzung beteiligt. Zudem müssen die Wissenschaftler die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. So lassen sich die Daten in der Stadt die Daten via LTE schnell ans Krankenhaus übermitteln. Auf dem Land ist die Mobilfunkabdeckung in der Regel weniger gut. „Wir müssen Lösungen finden, wie wir mit schlechter Netzwerk-Infrastruktur vor Ort umgehen und uns überlegen, welche Daten noch übertragen werden können. Vielleicht lässt sich dann nur die Herzrate an die Klinik senden und nicht die komplette EKG-Kurve“, so Rockstroh.

Forscher besuchen Notfallaufnahmen 

Das Forschungsprojekt läuft für drei Jahre. Weitere Partner im Projekt sind die Universitäten Bremen und Lübeck, die Universitätskliniken Leipzig und Schleswig-Holstein Lübeck, das Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau, die SurgiTaix AG, die ERNW Research GmbH, die Primedic GmbH, die Weinmann Emergeny Medical Technology GmbH & Co.KG, die Dräger AG & Co KGaA, die Karl Storz GmbH & Co KG, die Notarztdienste.de GmbH sowie der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Im Rahmen des Projektes besuchen die Forscher zunächst mehrere Notaufnahmen, um dort den Ist-Zustand zu ermitteln. Im Gespräch mit den Medizinern wollen sie danach herausarbeiten, welche Technologien sinnvoll sind und den Praktikern vor Ort einen Mehrwert bieten. Anschließend soll das entwickelte System in Notfallszenarien getestet werden.