Welcher PC kommt in die Arztpraxis?

Mednic.de fragte einen Experten, worauf es bei der Anschaffung von neuer PC-Hardware in der Praxis ankommt. Mike Finckh ist Geschäftsführer des Computerherstellers Modinice GmbH und verfasste für uns einen Gastbeitrag, den wir nachfolgend dokumentieren.

Wer im Gesundheitswesen für die Anschaffung von PC-Hardware zuständig ist, kann sich nicht von aktuellen Sonderangeboten leiten lassen. Es gibt ohnehin die besonderen Anforderungen an Rechner in Operationssälen oder auf Krankenhauswägen gemäß Schutzgrad IP65 nach EN60601-1 und EN60601-1-2. Doch abseits dieser Spezialfelder würde ein Sammelsurium unterschiedlichster PC-Konfigurationen zu hohen Servicekosten führen. Wenn Praxen, MVZs und Kliniken sich vorab eine Beschaffungsstrategie überlegen, ergeben sich vielfältige Vorteile. Diese sechs Leitfragen helfen dabei:

Anwendungen

Welche Rechenleistungen benötigen die Programme? – Jeder Arbeitsplatz sollte den adäquaten PC haben. Welcher Prozessor und wieviel Arbeitsspeicher notwendig sind, hängt von den Anwendungen ab. Für einfache Büro-Programme und digitale Patientenakten mag eine i3-CPU reichen, für die komplexere Datenbankabfragen oder die Verarbeitung von Röntgenbildern sollte es heutzutage ein i7 Prozessor sein. Oft übersehen: Namensgleiche CPUs in Desktop-PCs und Notebooks unterscheiden sich in der Anzahl der Cores, der Rechenkerne. Ein Quad Core ist doppelt so leistungsfähig wie ein Dual Core. Um über die gesamte Abschreibungsdauer von fünf Jahren vernünftig genutzt werden zu können, sollten einzelne Komponenten  – wie zum Beispiel der Arbeitsspeicher – aufrüstbar sein. Eine schnelle und große SSD-Festplatte gehört aber von Anfang an in den Rechner.

Monitore

Wie groß sollen die Bildschirme sein und wer profitiert von zwei Bildschirmen? – Alle neuen PCs unterstützen Full-HD-Auflösung – aber in der Regel können nur Monitore ab 22 Zoll diese Auflösung auch darstellen. Zudem haben Arbeitswissenschaftler festgestellt, dass Mitarbeiter bei vielen Aufgaben am produktivsten sind, wenn sie zwei Bildschirme zur Verfügung haben. Dadurch können sie zum Beispiel Patientenakten auf dem einen Display im Blick behalten, während sie auf dem anderen Bildschirm eine Dokumentation, eine Kostenplanung oder einen Entlassungsbrief schreiben.

In einer von Dell und Intel Ende 2015 durchgeführte Studie zum Arbeitsplatz der Zukunft heißt es: „34 Prozent der Büro-Mitarbeiter sind produktiver, wenn sie mehrere Bildschirme benutzen.“ Ideal sind zwei identische Flachbildschirme, die mittels VESA-Mount an einem gemeinsamen Monitorarm auf gleicher Höhe angebracht sind. Neue PC-Konzepte kombinieren schlichtes All-in-One-Design mit der Möglichkeit, zwei Monitore zu montieren.

Mobilität

Wer bewegt sich mit welchem Gerät wo? – Im Gesundheitswesen sind Laptops schon aus Hygiene- und Datenschutzgründen nicht das optimale Arbeitsgerät. Wer innerhalb der Einrichtung an unterschiedlichen Orten arbeiten muss, sollte sich seinen virtuellen Desktop auf beliebige, stationäre PCs holen können. Tablet-PCs können die mobile Arbeit und Dokumentation unterstützen. Doch für die meisten Mitarbeiter ist ein fest installierter, ergonomisch perfekt eingerichteter Office-PC als Hauptarbeitsplatz die beste Wahl.

Wertigkeit

Ist der PC im Blickfeld des Patienten? – In einem solchen Fall sollte der PC sollte nicht nur funktional sein, sondern auch wertig wirken und für einen aufgeräumten Schreibtisch sorgen. Ein weißes oder helles Chassis ist im Gesundheitswesen ohnehin Standard, aber statt Plastik-Look empfiehlt sich ein Chassis aus Aluminium oder Magnesium. Ein platzsparendes Design und ein Kabelmanagement, das für Ordnung sorgt, unterstreichen den professionellen Eindruck. Und, oft vergessen: Wenn Patienten den PC sehen, hören sie ihn auch. Lösungen, mit rein passiver Lüftung, oder einem selten einsetzenden, geregelten Lüfter, sind hier erste Wahl.

Aufrüstbarkeit und Reparaturfähigkeit

Ist die Wartung berücksichtigt? – Arbeitsplatzrechner müssen wandelnden Anforderungen angepasst werden können. Laptops oder All-in-One-PCs sind dafür nur bedingt geeignet. Sie sind nicht dafür konzipiert, Komponenten oder Monitore auszutauschen. So verursacht bei All-in-Ones und Laptops ein einfacher Monitorschaden immer einen Arbeitszeitausfall, meist eine mehrtägige Reparaturdauer und oft sogar einen Datenverlust.

Corporate Identity (CI)

Wirkt der erste Eindruck? – Egal ob Arztpraxis oder Großklinikum: Ein einheitliches Erscheinungsbild der PCs unterstützt die Corporate Identity und unterstreicht den professionellen Eindruck. Dazu braucht es Barebones – also Rechner, die einheitlich aussehen, sich aber je nach Bedarf des Anwenders innen unterschiedlich konfigurieren lassen. Deren Fokus liegt nicht auf der Ausstattung, sondern auf einem sinnvollen, zeitlosen Design. Wichtig dabei: Es muss langfristig verfügbar bleiben.

Aktives PC-Management bietet für Praxen und Kliniken eine Reihe von Vorteile: eine repräsentative Optik, motivierte Mitarbeiter an schnellen PCs, ergonomische Arbeitsplätze, die durch ansprechende Mehrbildschirmlösungen die Arbeitseffizienz spürbar verbessern. Darüber hinaus profitieren die Organisationen durch den guten Eindruck bei den Patienten: Empfangstheken mit einheitlichen Design-PCs, Beratungstische mit Bildschirmen, auf denen man Patienten etwas zeigen und erklären kann, und ein einheitlicher Look hinterlassen den Eindruck: da investiert jemand in die richtigen Werkzeuge für seine Mitarbeiter und Patienten.