Mit dem „Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik“ haben die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE|DGBMT) und das Aktionsbündnis für Patientensicherheit jetzt zwei Wissenschaftler ausgezeichnet. Den ersten Preis und damit jeweils 3.000 Euro erhalten sowohl Christiane Haupt vom Universitätsklinikum Freiburg, als auch Christoph Hoog Antink vom Lehrstuhl für Medizinische Informatik an der RWTH Aachen für ihre Arbeiten.
Trotz der Einführung von Stichverletzungs-Sicherheitsmechanismen stellen Nadelstichverletzungen nach wie vor eine erhebliche Gefahr für Mitarbeiter im Gesundheitswesen dar. Christiane Haupt untersuchte in ihrer Dissertation „A Model-Based Product Evaluation Protocol for Comparison of Safety-Engineered Protection Mechanisms of Winged Blood Collection Needle“ die Eigenschaften und Handhabung verschiedener Sicherheitsmechanismen von Flügelblutentnahmesystemen. Die Preisträgerin konnte zeigen, dass es signifikante Unterschiede in der Bedienung und Anwendung unterschiedlicher Sicherheitsmechanismen bei Flügelblutentnahmesystemen gibt. In ihrer Studie führten 33 unerfahrene Medizinstudierende des 3. Studienjahres am Universitätsklinikum Freiburg die Blutentnahme mit vier Flügelblutentnahmesystemen mit unterschiedlichen Sicherheitsmechanismen am Modell „IV Arm Model, Leardal“ durch. Für eine detaillierte Auswertung filmte die Preisträgerin die Venenpunktionen mittels Kamerasystem aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Es zeigte sich, dass es entscheidende Unterschiede in der Anwendung verschiedener Stichschutzmechanismen von Flügelblutentnahmesystemen und damit verbunden in der Sicherheit für Anwender und Patienten gibt.
Wie sich falschen Arrhythmiealarme auf der Intensivstation reduzieren lassen, untersuchte Christoph Hoog Antink vom Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik an der RWTH Aachen und wurde für die Veröffentlichung „Reducing False Alarms in the ICU by Quantifying Self-Similarity of Multimodal Biosignals“ ebenfalls mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Klassischerweise werden diese Alarme aus dem Elektrokardiogramm (EKG) generiert. Ist das EKG gestört, kann es auch Alarme auslösen, wenn der Patient keine Herzrhythmusstörungen aufweist. Die teilweise sehr lauten Fehlalarme wirken sich negativ auf das Wohl von Patienten aus: Die Schlafqualität sinkt und die Krankenhausaufenthalte verlängern sich. Für das Krankenhauspersonal bedeuten die Fehlalarme eine höhere Arbeitsbelastung. Gleichzeitig steigt die Reaktionszeit auf einen gerechtfertigten Alarm. In seiner Veröffentlichung analysiert Christoph Hoog Antink mit Methoden der Sensorfusion neben dem EKG gleichzeitig Signale wie beispielsweise die Blutdruckkurve. Durch diese gemeinsame Auswertung kann das Krankenhauspersonal messtechnisch gestörte Signale besser von durch Krankheit veränderten Signalen unterscheiden. Durch die Integration in Patientenmonitore erhöht der Preisträger die Patientensicherheit auf der Intensivstation deutlich.