Modellprojekt TELnet@NRW gestartet

Das Projekt TELnet@NRW verfolgt das Ziel, in den Modellregionen Aachen und Münster ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk aufzubauen. Mit einer Auftaktveranstaltung fiel nun der Startschuss für die Interventionsphase.

TELnet@NRW soll in den überlebenswichtigen Bereichen Infektiologie und Intensivmedizin Haus-, Krankenhaus- und Fachärzte miteinander verbinden, um die Gesundheitsversorgung flächendeckend zu verbessern. Das Projekt wird mit 20 Millionen Euro aus dem Innovationsfond gefördert. Mit einer Auftaktveranstaltung am 30. August 2017 fiel nun der Startschuss.

Vor Ort im Telemedizinzentrum der Uniklinik RWTH Aachen waren zahlreiche Experten – darunter Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, der sich einen Eindruck von den aktuellen Entwicklungen und Innovationen verschaffte und mit einem Vortrag zu „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ an der Veranstaltung beteiligte. Gleichzeitig wurden die neuen Räumlichkeiten des Telemedizinzentrums am Aachener Campus-Boulevard feierlich eröffnet.

Regionale Gesundheitsversorgung stärken

Die gesellschaftlichen Veränderungen immer älter werdender Menschen, die häufiger unter chronischen Krankheiten leiden, sowie eine zunehmend ungleiche Verteilung von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund muss die regionale Gesundheitsversorgung leistungsfähiger und vor allem flexibler werden. „Und genau hier setzt TELnet@NRW an. Durch digitale und telemedizinische Anwendungen bietet TELnet@NRW die Möglichkeit, die Versorgung bedarfsgerechter und patientenorientierter zu gestalten und dabei gleichzeitig ärztliche und pflegerische Fachkräfte zu entlasten“, erklärte Universitätsprofessor Dr. med. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care sowie Projektleiter von TELnet@NRW.

Zu wenige Fachleute

Die Zahl von Ärzten, die sich auf die Behandlung von Infektionen spezialisiert haben, ist zu gering. „Es gibt bundesweit rund 300 in Krankenhäusern tätige Infektions-Experten“, so Professor Marx. „Damit ist klar, dass nicht jedes Krankenhaus diese Expertise vorhalten kann. Und das wollen wir mit TELnet@NRW auffangen, denn in der Intensivmedizin ist eine rasche Diagnose und Therapie oft lebensrettend für die Patienten.“

Ziel des Projekts ist der Aufbau eines telemedizinischen Netzwerks, das in den überlebenswichtigen Bereichen Infektiologie und Intensivmedizin Haus-, Krankenhaus- und Fachärzte miteinander verbindet und eine sichere Video-Kommunikationsverbindung mit einem schnellen und geschützten Datenaustausch zwischen den beteiligten Einrichtungen etabliert. In der Praxis werde es so aussehen, dass mobile und digitale Einheiten wie Computer, Bildschirme und Kameras bis an das Krankenbett oder die Behandlungsliege gefahren werden, sodass Ärzte verschiedener Krankenhäuser per Videokonferenz gemeinsam beraten, welche Therapie die jeweils beste ist. Über diese Einheiten können auch Röntgenbilder und andere Befunde und Informationen des Patienten ausgetauscht werden.

Breite Unterstützung

Am Projekt nehmen als Konsortialpartner neben den Unikliniken aus Aachen und Münster 17 Krankenhäuser aus den Regionen Aachen und Münster, die Techniker Krankenkasse sowie die Ärztenetzwerke ‚GKS Köln-Süd‘ und ‚MuM – Medizin und Mehr‘ teil. Unterstützt wird das Projekt durch Kooperationspartnerschaften mit der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie allen gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird das Projekt von der Universität Bielefeld und der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH in Bochum. Das Modellprojekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt.