Mehr Arzneimittelsicherheit bei Polymedikation

Viele ältere Patienten müssen gleichzeitig eine Vielzahl von Arzneimitteln einnehmen. (Foto: © Katarzyna Białasiewicz /123rf.com)

Um die Versorgung von Patienten mit Polymedikation zu verbessern und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, haben sich 21 Partner deutschlandweit in dem Verbundprojekt POLAR_MI (Polypharmazie, Arzneimittelwechselwirkungen und Risiken) zusammengeschlossen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 5,5 Millionen Euro. Das Projekt baut auf den Infrastrukturen der Medizininformatik-Initiative (MII) des BMBF auf und vereint Institutionen aus den vier in der MII geförderten Konsortien.

Routinedaten für besseres Arzneimittelmanagement

Viele ältere Patienten müssen gleichzeitig eine Vielzahl von Arzneimitteln einnehmen, da sie häufig unter mehreren Erkrankungen leiden. Da sich die Arzneimittel gegenseitig beeinflussen können und auch die Grundkrankheiten deren Verträglichkeit modulieren, kann das Risiken bergen. So ist es möglich, dass die erwünschte Wirkung einzelner Wirkstoffe bis hin zur Unwirksamkeit abgeschwächt oder unerwünscht verstärkt wird. POLAR_MI will deshalb ermitteln, wie oft und in welchen Risikopopulationen es gehäuft zu potenziell inadäquater Medikation kommt. In enger Kooperation mit der Labormedizin lässt sich dann möglicherweise auch ermitteln, ob sich Zusammenhänge zwischen bestimmte Medikamentenkombinationen und den Verläufen von Nierenfunktionswerten herstellen lassen. Die Partner erhoffen sich, dass das Projekt wichtige Grundlagen für ein besseres Arzneimittelmanagement auf der Basis von Routinedaten liefern wird.

Gebündeltes Wissen

Unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Löffler von der Universität Leipzig und Prof. Dr. André Scherag vom Universitätsklinikum Jena trafen sich jetzt rund 60 Vertreter aller 21 Verbundpartner, darunter 13 Universitätskliniken in Leipzig. „Wir werden einzigartige Daten aus 13 Universitätskliniken über die verordneten Medikationsprofile polymorbider Patienten und über Arzneimittelrisiken erhalten“, sagt Markus Löffler. André Scherag ergänzt: „In POLAR_MI haben wir Informatiker mit Apothekern, klinischen Pharmakologen, Labormedizinern und anderen Gesundheitsforschern an einen Tisch gebracht.“

Behandlung für Patienten verbessern

Ziel von POLAR_MI ist es, die elektronische Dokumentation der Medikation in den einzelnen Kliniken zu verbessern und zu vereinheitlichen. Außerdem sollen innovative Algorithmen zur Klassifizierung von Hochrisikopatienten und -arzneimitteln entwickelt werden. Die Strukturen, Methoden und Prozesse der MII sollen gleichzeitig dazu genutzt werden, zukünftig standortübergreifend und datenschutzkonform Medikationsdaten für Forschungszwecke verfügbar zu machen. Erklärtes Ziel soll es dabei sein, die Behandlung der Patienten perspektivisch zu verbessern.