Eine Lebensrettungsdrohne mit Defibrillator an Bord soll auch in entlegenen Gebieten bei Herzanfällen schnelle Hilfe bringen. Die studentische Initiative „Horyzn“ der Technischen Universität München (TUM) hat das autonom fliegende, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz gesteuerte Objekt entwickelt.
Die drei mal zwei Meter große, elektrisch betriebene Starrflügler-Drohne kann auch an Orte gelangen, die mit Krankenwagen schwer oder gar nicht zu erreichen sind. So bringt sie beispielsweise auf einsamen Waldwegen ebenso Hilfe wie in andere wenig besiedelte Gebiete. Sobald die Drohne an den Koordinaten des gemeldeten medizinischen Notfalls eintrifft, geht sie in Schwebeflug über. Danach lässt sie an Seilen einen Defibrillator herunter. Das Gerät lässt sich auch von medizinischen Laien einfach bedienen und soll die Überlebenschance der betroffenen Person deutlich erhöhen.
Prototyp erfolgreich
Bei einer Flugvorführung hat das Team nun seine Entwicklung präsentiert. Gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz wurde ein Einsatz simuliert und der Prototyp der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem Präsidenten der TUM, Prof. Thomas F. Hofmann, nahmen auch Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler und weitere Gäste an der Vorführung teil.
Komplexes Projekt
Projektleiter Balázs Nagy hat gerade seinen Master-Abschluss in Luft- und Raumfahrt gemacht und arbeitet derzeit am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik: „In unserem 70-köpfigen Team aus 30 Nationen sind neun Fakultäten vertreten. Das reicht von Ingenieurwissenschaften über Informatik bis hin zu Medizin und Wirtschaft. Es ist großartig, dass wir an der TUM alle Kompetenzen und die volle Unterstützung vorfinden, um so ein komplexes Projekt umsetzen zu können.“
Herzstillstand ein häufiger medizinischer Notfall
Rund 75.000 Personen jährlich erleiden in Deutschland einen Herzstillstand. Nur elf Prozent überleben ihn. Die Anfahrtsdauer für Krankenwagen im ländlichen Raum liegt bei neun bis 15 Minuten, falls sie überhaupt bis zum Ort vorstoßen können. Die Lebensrettungsdrohne mit ihrer Fluggeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde soll in vier bis fünf Minuten am Einsatzort eintreffen – unabhängig von der Straßeninfrastruktur vor Ort.
Im kommenden Jahr will das HORYZN-Team die notwendigen Zertifizierungen der deutschen und europäischen Luftfahrtbehörden bekommen. In der Endausbaustufe könnten hunderte solcher Drohnen in ländlichen Gebieten stationiert und über zentrale Kontrollcenter aus der Ferne gesteuert werden. Die Alarmierung soll über die jeweiligen Rettungsleitstellen erfolgen. Die Drohne könnte damit das bestehende Rettungsnetz sinnvoll ergänzen.