Charité entwickelt KI-Plattform für Diagnostik

Von einem Gewebeschnitt zu Computer-interpretierbaren Informationen: Damit KI-Methoden künftig in der bildbasierten medizinischen Diagnostik eingesetzt werden können, arbeitet das EMPAIA-Konsortium an der nötigen Infrastruktur. (Grafik: Zerbe/Charité)

Unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist jetzt das Projekt EMPAIA gestartet. Im Rahmen des Projektes soll eine Plattform für KI-unterstützte Anwendungen in der bildbasierten medizinischen Diagnostik aufgebaut werden.

Die Diagnostik zur individuellen Behandlung von Patientinnen und Patienten wird bei vielen Erkankungen immer aufwändiger. Das gilt insbesondere bei Krebs. Vor allem die Auswertung von Bilddaten, wie MRT-Aufnahmen oder Gewebeschnitten, ist zeitintensiv und komplex. Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen, die Bilder schneller auf relevante Informationen hin zu analysieren – beispielsweise auf das Vorliegen von Metastasen. „Die Künstliche Intelligenz hat großes Potenzial, in den kommenden Jahren alle Bereiche der bildbasierten medizinischen Diagnostik zu revolutionieren“, sagt Prof. Dr. Peter Hufnagl vom Institut für Pathologie der Charité. Der Koordinator des EMPAIA-Konsortiums („Ecosystem for Pathology Diagnostics with AI Assistance“) erklärt: „Dieses Potenzial lässt sich derzeit jedoch kaum nutzen, weil die Infrastruktur fehlt, es keine Standards gibt und die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht geklärt sind.“

Einfacher Zugang für Ärzte

Gemeinsam mit dem DAI-Labor der Technischen Universität Berlin, dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS, der vitagroup AG und der Qualitätssicherungs-Initiative Pathologie QuIP GmbH will Prof. Hufnagl deshalb eine Plattform aufbauen. Diese Plattform soll die Ärztinnen und Ärzten einen leichten Zugang zu zertifizierten und validierten KI-basierten Apps ermöglichen. Die Nutzer sollen dort zum Beispiel vergleichen können, wie verschiedene Programme ein bestimmtes Problem lösen. Gleichzeitig sollen Entwickler von KI-basierten Algorithmen für die Validierung ihrer Software auf Bilddaten zugreifen können. Um die Zertifizierung von Algorithmen für den Einsatz in der Diagnostik zu beschleunigen, soll die Plattform zudem Entwickler, Referenzinstitute und Zertifizierer zusammenbringen. „Die Spielregeln auf diesem Marktplatz werden sich natürlich nach den geltenden Gesetzen zu Datenschutz und der Zulassung von Medizinprodukten richten“, so Prof. Hufnagl. 

Sicheren Marktplatz schaffen

„Durch Schaffung dieses Marktplatzes unter klaren rechtlichen Bedingungen wollen wir dazu beitragen, dass Medizinerinnen und Mediziner zugelassene KI-unterstützte Programme in Zukunft routinemäßig für die bildbasierte Diagnostik einsetzen können“, betont der Projekt-Koordinator. Das Konsortium plant, die Plattform zunächst auf die Analyse von Gewebeschnitten auszurichten, bevor radiologische Bilddaten in den Fokus genommen werden.

11,4 Millionen Euro Förderung

Das Projekt hatte sich beim Innovationswettbewerb Künstliche Intelligenz (KI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgesetzt.  Das Konsortium wird nun über drei Jahre mit insgesamt 11,4 Millionen Euro gefördert, davon gehen rund 4,6 Millionen Euro an die Charité.