Aktuell fehlen in allen Pflegeberufen massiv Mitarbeiter. Wie können es Kliniken oder Seniorenheime dennoch schaffen, ohne explodierende Kosten schnell neue Pflegefachkräfte zu gewinnen? Die Digitalagentur Rekordmarke aus Leipzig setzt auf einen „Mensch-zu-Mensch Marketingansatz“ – und verzeichnet damit Erfolge.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts sind alarmierend und lassen sich kaum beschönigen: Bleiben die Pflegefallwahrscheinlichkeiten und der Personalbedarf für Pflegebedürftige unverändert und nur von der demografischen Entwicklung abhängig, könnte der Bedarf an Pflegevollkräften – Fachkräfte und Pflegehelfer – bis 2025 um rund 27 Prozent gegenüber 2005 ansteigen. Das bedeutet, das im Jahr 2025 unter dem Strich rund 200.000 Pflegekräfte fehlen werden. Laut der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit bleibt aktuell eine Stelle für examinierte Altenpflegefachkräfte im Bundesdurchschnitt 171 Tage unbesetzt.
20-jährige lesen selten Tageszeitung
Pflegedienste, Altenheime und Kliniken stehen somit vor einer massiven Herausforderung. Nachhaltig ist der Weg, den Beruf – durch eine bessere Qualifizierung, bessere Aufstiegsmöglichkeiten und nicht zuletzt durch eine bessere Bezahlung – attraktiver zu machen. Anders wird es kaum gelingen, mehr junge Menschen für den beruflichen Einstieg in die Pflege zu gewinnen. Doch wie kann eine Klinik, die akut Fachkräfte sucht, möglichst schnell Erfolge verzeichnen? Klassische Stellenanzeigen in Tageszeitungen sind kostspielig und bringen oft nicht mehr den gewünschten Erfolg: Die Generation der heute 20-jährigen liest laut aktuellen Studien nur noch zu rund einem Viertel regelmäßig Tageszeitungen.
Das Leipziger Unternehmen Rekordmarke sagt deshalb: „Im Wettbewerb um gut ausgebildetes Personal müssen sich Kliniken und Krankenhäuser auf neue Wege der Personalakquise begeben“. Die Spezialisten für digitales Marketing setzen hier auf eine Kombination aus Facebook und SEA-Anzeigenkampagnen sowie Microsites. Damit schaffen es die Sachsen, Interessenten innerhalb weniger Minuten zu einer Job-Anfrage zu bewegen. Aber zahlt sich das unter dem Strich aus? Mednic.de sprach mit Unit Director Sven Lehmann.
Mednic.de: Der Mangel an qualifizierten Pflegekräften ist längst eine bundesweit diskutierte Herausforderung. Mit welchen Maßnahmen erleichtern sie es Kliniken und Pflegeeinrichtungen, neues Personal zu gewinnen?
Lehmann: Grob gesagt konzentrieren wir uns auf digitales Marketing. Denn nach unserer Einschätzung stößt konventionelles Marketing, wie beispielsweise die Stellenanzeige in Tageszeitungen, gerade in stark nachgefragten Berufsfeldern der Medizin an Grenzen. Das gilt beispielsweise für die Suche nach examinierten Pflegefachkräften im Bereich der Altenpflege, der Reha oder auch für den OP-Bereich. Unser Ansatz ist es hier, neue Wege zu finden und die Zielgruppe besser abzuholen. Das gelingt zum Beispiel durch Google- und Facebook-Advertising, wo wir offene Stellen wie ein attraktives, neues Produkt bewerben.
Mednic.de: Können Sie ein Beispiel nennen, wo diese Technologie eingesetzt wird?
Lehmann: Um Missverständnisse vorzubeugen: Wir nutzen keine Technologie nach dem Motto ‚Hier drücken wir jetzt auf den Knopf und dann läuft das schon‘. Vor der Umsetzung müssen wir unsere Kunden gut kennenlernen. Wir haben schon mit verschiedenen, großen Klinikgruppen wie etwa Mediclin, aber auch einzelnen Kliniken, wie etwa dem Hamburger Kinderkrankenhaus, zusammengearbeitet.
„Ausgaben für Personalmarketing signifikant gesenkt“
Mednic.de: Welche Erfolge haben sich konkret ergeben?
Lehmann: Wir schaffen ein niedrigschwelliges Angebot für ausgebildete Pflegefachkräfte. Der positive Effekt: Bei unseren Auftraggebern ist die Anzahl der eingehenden Bewerbungen gestiegen. Unsere Aufgabe endet dabei, wenn ein Interessent erstmals Kontakt zur Klinik aufnimmt. Darüber hinaus ist es uns bei unseren Kunden gelungen, die Ausgaben für Personalmarketing signifikant zu senken. Besonders erfolgreich waren wir mit unseren Maßnahmen in ländlichen Regionen. Das ist nachvollziehbar, denn in Ballungsräumen ist die Konkurrenz in der Regel nun einmal deutlich größer.
Mednic.de: Eignet sich die Lösung in erster Linie für das Recruiting von Pflegekräften, oder könnte gleichermaßen auch ärztliches Personal gesucht werden?
Lehmann: Unsere Lösung wurde bisher nicht für das Recruiting von ärztlichem Personal eingesetzt. Ich denke auch, dass bei der Vergabe von Arztstellen eine direkte Ansprache der bessere Weg ist.
Die Klinik bewirbt sich beim Bewerber
Mednic.de: Wodurch unterscheidet sich Rekordmarke von anderen Recruiting-Portalen?
Lehmann: Wir kehren die Mechanik der Bewerbung um. Das heißt: Wir sorgen für möglichst wenige Schwellen zur Kontaktaufnahme. Der Bewerber bekommt den Eindruck, dass nicht er sich bei der Institution Klinik bewerben muss, sondern dass wir uns bei ihm bewerben. Wir sind davon überzeugt, dass diese Form des digitalen Marketings mit einer barrierearmen Ansprache in Zeiten des Fachkräftemangels eine gute Ergänzung zu anderen Maßnahmen ist.