Viele ÄrztInnen in Krankenhäusern stehen unter Druck. Immer mehr Zeit muss für administrative Tätigkeiten aufgewendet werden, die mit ärztlichen Aufgaben kaum vereinbar sind. Rund drei Stunden pro Tag gehen so im Schnitt verloren, Zeit für PatientInnen bleibt zu wenig.
Auch die steigende Arbeitsbelastung und die unzureichende Personalausstattung macht den Ärztinnen und Ärzten zu schaffen. Es bleibe kaum Zeit für Gespräche mit den Patienten und es fehle an Wertschätzung ärztlicher Arbeit. Ein Viertel der angestellten Mediziner denkt über einen Berufswechsel nach. Das geht aus der Mitgliederbefragung MB-Monitor 2022 des Marburger Bundes hervor, für bundesweit 8.464 angestellte Ärztinnen und Ärzte aus allen Bereichen des Gesundheitswesens befragt wurden. Knapp 90 Prozent der Befragten arbeiten in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, sechs Prozent in ambulanten Einrichtungen.
Administrative Tätigkeiten, die mit ärztlichen Aufgaben kaum vereinbar sind, verschlingen zu viel Zeit. Der Zeitaufwand für Datenerfassung und Dokumentation liegt im Mittel bei drei Stunden pro Tag. 32 Prozent der angestellten Ärztinnen und Ärzte schätzen den Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten und Organisation sogar auf mindestens vier Stunden täglich. Das Spektrum dieser Tätigkeiten umfasst in den Kliniken unter anderem auch Datenerfassungen, die häufig auch von Schreibdiensten oder Stationssekretariaten erledigt werden könnten.
„Wenn knapp 60 Prozent unserer Mitglieder sagen, sie würden drei Stunden und mehr ihrer Arbeitszeit mit Verwaltungstätigkeiten verbringen, können sie in dieser Zeit nicht für ihre Patienten da sein. Ich halte es schlichtweg für einen Skandal, wie viel Arbeitskraft und Arbeitszeit mit Datenerfassung und Dokumentation vergeudet wird“, so die Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna. Das habe negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung und auf die Arbeitszufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten. „Wenn nur die Hälfte an Zeit für unsinnige und überflüssige Schreibarbeit eingespart werden könnte, hätten wir schon viel für die Patientenversorgung gewonnen. Entbürokratisierung muss endlich eine Priorität der Gesundheitspolitik werden.“
Ausstattung unzureichend
Laut den Umfrageergebnissen ist in vielen Einrichtungen des Gesundheitswesens zudem die Ausstattung mit Hard- und Software unzureichend, was die Arbeit von ÄrztInnen zusätzlich erschwert. So teilt die Hälfte der Befragten mit, dass Mehrfacheingaben identischer Daten „gelegentlich“ vorkommen, bei rund einem Drittel (32 Prozent) ist das sogar „häufig“ der Fall, bei 18 Prozent „selten“. „Dieselben Daten müssen wieder und wieder eingegeben werden, weil die Systeme nicht funktionieren“, berichtet Johna. Bei der Anschaffung neuer Software blieben die Anwenderinnen und Anwender meist außen vor, Schulungen für IT-gestützte Abläufe gebe es kaum. „So kann Digitalisierung nicht funktionieren“, mahnt Johna. Dabei habe die Digitalisierung großes Potenzial, die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten zu erleichtern. Eine Zusammenfassung der Umfrageergebnisse steht online zum kostenlosen Download zur Verfügung.