Studie: Niedergelassene Ärzte in der Corona-Krise

Eine Studie untersucht die Situation von niedergelassenen Ärzten in der Corona-Krise. Foto: © wavebreakmediamicro /123rf.com)

Wie niedergelassene Ärzte in Deutschland mit der Corona-Krise umgehen und wie die Lage in den Praxen ist, untersucht ein Forschungsprojekt der Kölner Universitätsmedizin. Das 18-monatige Projekt wird mit 149.000 Euro gefördert.

Die Rahmen einer BMBF-Ausschreibung zur COVID-19-Pandemie initiierte Studie wird vom Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) durchgeführt. Sie startet am 1. Juni 2020. In dem Projekt „The COVID-19 Crisis and its impact on the German ambulatory sector – the physicians view“ (COVID-GAMS) untersuchen die Forscher die COVID-19-Krise und ihren Einfluss auf den ambulanten Sektor in Deutschland. Dabei wollen sie die Sicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den Fokus ihrer Untersuchung stellen.

Ambulante Versorgung unter Druck

Ein Großteil der medizinischen Grundversorgung in Deutschland erfolgt im ambulanten Sektor erbracht. Auch bei der Versorgung von COVID-19-Patienten und Patientinnen trägt der ambulante Sektor quantitativ die Hauptlast. Bisherige Untersuchungen zur Pandemieprävention und -bekämpfung sind vor allem auf das Krankenhaus und den stationären Sektor fokussiert. Das will das Forschungsprojekt ändern.

Einladung an 18.000 Ärzte

Eine erste anonyme Onlinebefragung der Ärzte wollen die Forscher im Sommer durchführen. Weitere Befragungswellen für eine Trendanalyse finden dann fünf Monate und 13 Monaten nach Studienbeginn statt. Die unterschiedlichen Fachgebiete und Facharztgruppen sind mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Deshalb wollen die Wissenschaftler neben Hausärztinnen auch Fachärzte aus den Bereichen Gastroenterologie, Kardiologie, Gynäkologie, Kinder- und Jugendmedizin, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie Zahnärzte befragen. Insgesamt werden 18.000 im ambulanten Sektor tätige Ärzte zur anonymen Teilnahme an der Befragung eingeladen. Die Auswahl dieser Teilnehmer erfolgt deutschlandweit und zufällig.

Im Rahmen ihrer Studie wollen die Wissenschaftler herausfinden, mit welchen organisationalen Herausforderungen sich Ärzte in der Anpassung an die Krisensituation konfrontiert sehen. Auch die wirtschaftlichen Herausforderungen für die Praxen sind Thema der Analyse. Untersucht werden zudem die Auswirkungen der Krise auf die Patientenversorgung sowie die interpersonellen Herausforderungen – im Team, im Privaten, aber auch im Patientenkontakt. 

Langzeitfolgen

„Über die unmittelbare medizinische Versorgung hinaus ist der ambulante Sektor auch wesentlich in der Informationsübermittelung, der Angehörigeninformation, bei der Schutzmaßnahmenberatung und -prävention zu Covid-19 involviert“, sagt Institutsleiter Professor Holger Pfaff. Zudem habe sich während der Corona-Krise der Besuch von Praxen und Spezialeinrichtungen verändert. So könnten beispielsweise die durch die Angst vor Ansteckung vermiedenen Praxisbesuche von Patienten unter Umständen langfristige Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Betroffenen und somit das Gesundheitssystem haben.

Die Studie soll ein fundiertes Bild zur aktuellen Rolle der ambulanten Versorgung in Deutschland unter COVID-19 liefern. Zudem erhoffen sich die Forscher Hinweise auf veränderte Behandlungsoptionen für zukünftige Versorgungsszenarien.