Das E-Rezept kommt bald

Mitarbeiter in einer Apotheke (Foto: ABDA)

Ab Juli 2021 soll das E-Rezept das bisherige Papierrezept im Praxisalltag ablösen. Die Gematik hat vor Kurzem das erforderliche Dokumentenpaket mit den Vorgaben zur Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur (Release 4.0.0) veröffentlicht. 

„Das E-Rezept wird einen enormen Mehrwert für die Gesundheitsversorgung bringen und das Papierrezept sinnvoll ergänzen. Bisher war alles – von der Rezepterstellung bis zur Abgabe in der Apotheke – papiergebunden und letztlich geprägt von Medienbrüchen. Ich bin überzeugt, dass die Menschen bald nur noch ihre E-Rezept-App nutzen“, sagt Gematik-Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken. Schon die nächste Generation werde das Papierrezept nur noch aus dem Geschichtsbuch kennen. Patienten können selbst entscheiden, ob ihnen das Rezept auf ihr Smartphone übermittelt, oder ob ihnen ein Ausdruck mit 2D-Code überreicht wird.

Apotheker mit Pilotprojekten

Mit einem Pilotprojekt in Berlin wollen die Apotheken zeigen, wie eine bundeseinheitliche Smartphone-App das E-Rezept werbe- und einflussfrei für alle Patienten transportieren und verwalten kann. „Jeder Patient muss beim Einlösen seines E-Rezepts vollkommen frei in der Entscheidung sein, welche Apotheke er in Anspruch nimmt“, sagt Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). Zwar verbiete das Patientendatenschutzgesetz richtigerweise de jure das Makeln von E-Rezepten durch Dritte, sichere das Verbot aber leider nicht technisch ab.

Furcht vor Datenkraken

Die Apotheker befürchten, dass es Schnittstellen geben wird, über die sich Handelsriesen und Datenkraken in den Transportweg des Rezeptes einschalten und den Patienten beeinflussen können. Nach Ansicht des DAV sollten Medikationsdaten grundsätzlich erst nach dem Einlösen des E-Rezepts in einer Apotheke in andere Anwendungen übernommen werden können. „Mit seiner eigens entwickelten App hat der Deutsche Apothekerverband eine Benchmark gesetzt, wie eine solche Anwendung aussehen und funktionieren kann”, so Becker.

Vorbereitungen laufen

Neben dem Projekt GERDA (Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheken) in Baden-Württemberg bringen die Apotheker in Berlin ein weiteres, vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördertes Pilotprojekt zur E-Rezept-Anwendung voran. Anfang Juli startet bereits die Phase zwei des Pilotprojekts. Es findet neben Berlin dann auch in Brandenburg statt und wird technisch. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wollen die Akteure eine kontaktlose Versorgung von Risikogruppen mit Arzneimitteln ermöglichen. Dazu dient auch die elektronische Übermittlung des E-Rezeptes an den Patienten ohne dessen Präsenz in der Praxis.

In der seit Ende 2019 laufenden Phase eins waren zehn Ärzte, 30 Apotheken und eine Krankenkasse an die E-Rezept-Lösung angebunden. In der zweiten Phase sollen es jeweils knapp 100 Ärzte und Apotheken sowie mehrere Krankenkassen werden. Bereits in der Phase eins wurden mehr als 100 E-Rezepte ausgestellt.