Wie Suchmaschinen bei Gesundheitsfragen irren

Viele Menschen nutzen Suchmaschinen, um sich zu Gesundheitsfragen zu informieren. (Foto: chinnarach/123rf.com)

Auf der Suche nach Gesundheitsinformationen sollten sich Nutzer nicht auf Google und Co. verlassen. Forschende haben jetzt herausgefunden, dass insbesondere die Vorschauergebnisse fehlerhaft oder sogar mangelhaft sind.

Die Suchmaschinen Google und das russische Yandex sind keine zuverlässigen Quellen für Gesundheitsinformationen. Das haben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland herausgefunden. Denn oft enthalten die kleinen Textschnipsel, die als Vorschau für Suchergebnisse angezeigt werden, fehlerhafte oder mangelhafte Angaben. Besonders problematisch nach Einschätzung der Wissenschaftler Informationen zu Hausmitteln oder sogenannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Sie plädieren deshalb für deutlichere Warnhinweise zu möglichen Gesundheitsrisiken.

Das deutsch-russische Forschungsteam nutzte für die Studie ein Archiv von rund 1,5 Milliarden Suchanfragen der in Russland weit verbreiteten Suchmaschine Yandex. Mit Hilfe der Online-Wissensdatenbank Wikidata und der „internationalen Klassifikation der Krankheiten“ (ICD) der Weltgesundheitsorganisation filterten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmte Anfragen heraus. In diesen Anfragen kamen Symptome, Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten vor. Insgesamt waren das 1,2 Millionen.

Das Vorgehen 

Die Forschenden identifizierten ungefähr 4.400 Krankheiten und Symptome sowie 1.000 medizinisch genutzte Pflanzen und andere Hausmittel, nach denen Nutzer gesucht haben. „Am häufigsten ging es um eher private, alltägliche Themen wie Schwangerschaft oder Intimkrankheiten. Insgesamt wurde auch häufiger nach der Behandlung von Akne oder Cellulite als nach Krebs gesucht“, sagt der Informatiker Alexander Bondarenko von der MLU. Die meisten Fragen fielen in eine von zwei Kategorien. Entweder wollten die Nutzenden wissen, ob ein bestimmtes Mittel gegen eine Krankheit hilft. Oder sie suchten danach, wie ein Mittel bei einer Krankheit anzuwenden ist. „Im zweiten Fall wird also bereits davon ausgegangen, dass ein Mittel hilft, obwohl das längst nicht immer erwiesen ist“, so Dr. Pavel Braslavski, Senior Researcher und Dozent von der Uralischen Föderalen Universität.

Fehlerhafte Snippets

In einem zweiten Schritt überprüfte das Team, wie Yandex und Google auf die 30 häufigsten Fragen antworteten. Analysiert wurden dafür jeweils die ersten zehn sogenannten Antwort-Snippet. Dabei handelt es sich um die kleinen Textteile, die eine Suchmaschine für alle Treffer als kurze Vorschau anzeigt. Anschließend kontrollieren die Forschenden unter anderem der Wahrheitsgehalt der Schnipsel und prüften, ob sie Warnhinweise zu möglichen Gesundheitsrisiken enthielten. Grundlage für die Bewertung war eine Recherche zu allen untersuchten Krankheiten und Mitteln in den Datenbanken für medizinische Studien „Cochrane“, „PubMed“ und „BioMed Explorer“. Die Recherche wurde von einer Ärztin durchgeführt.

Viele Falschinformationen

Yandex gab in 44 Prozent der Fälle fälschlicherweise an, dass ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit wirkt, obwohl es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Bei Google waren es knapp ein Drittel der Fälle. Hinweise auf potenziell giftige Substanzen fand das Team in 13 beziehungsweise zehn Prozent der Fälle. „Die Angaben aus den Snippets tendieren dazu, bereits vorhandene Meinungen zu bestätigen und liefern viel zu selten Warnungen zu möglichen Risiken“, so Bondarenko. Das sei besonders problematisch, weil frühere Studien gezeigt haben, dass Menschen dazu tendieren, an die Wirkung bestimmter Mittel zu glauben, auch wenn es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Die Forschenden raten deshalb dringend dazu, Suchmaschinenergebnisse zu medizinischen Fragen mit deutlicheren Warnhinweisen auf mögliche gesundheitliche Risiken auszustatten.