Smartwatches könnten zukünftig dabei helfen, dass Menschen mit einer Zwangsstörung ihren Alltag besser bewältigen. Einen ersten Grundstein dafür haben jetzt Forschende der Universität Basel gelegt.
Die WissenschaftlerInnen haben im Rahmen einer Studie nun erstmalig Daten gesammelt, um zu untersuchen, ob Smartwatches im Umgang mit zwanghaftem Händewaschen helfen können. Die ersten Resultate sind „vorsichtig vielversprechend“.
Regelmäßiges Händewaschen ist wichtig, wie nicht zuletzt die Pandemie zeigt. Doch für einige Menschen ist Händewaschen mehr als nur eine routinierte Hygienemaßnahme. Sie empfinden einen Zwang, dem sie nachkommen müssen, aus Angst, es könnte etwas Schlimmes passieren, wenn sie es nicht tun.
Zwanghaftes Händewaschen automatisch erkennen
Neue Technologien wie Smartwatches sollen zukünftig im Umgang mit solchen Zwangsstörungen helfen. Um herauszufinden, ob das überhaupt möglich ist, haben Psychologinnen und Psychologen der Universität Basel in Kooperation mit Computerwissenschaftlern der Universität Freiburg im Breisgau untersucht, ob sich mit Sensoren handelsüblicher Smartwatches zwanghaftes Händewaschen von routinemäßigem Händewaschen unterscheiden lässt. „Dies wäre ein erster Schritt, um eine Smartwatch in der Diagnostik und Therapie einzusetzen“, sagt Studienleiterin Dr. Karina Wahl von der Universität Basel.
21 Teilnehmende der Studie eigneten sich zunächst eines von fünf vorgegebenen Handwaschverfahren an. Die fünf Verfahren basieren auf Beschreibungen pathologischer Waschzwänge von Personen, bei denen eine Zwangsstörung diagnostiziert wurde. Zusätzlich sollten sich die ProbandInnen die Hände wie gewohnt waschen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer trugen eine Smartwatch. Um ergänzende Daten für die Auswertung zu erhalten, zeichneten die Forschenden die Waschvorgänge zusätzlich per Video auf.
Grundlage geschaffen
Eine Analyse der Sensordaten zeigte, dass Smartwatches zwanghaftes Händewaschen zu 84 Prozent erkennen. Allerdings konnten nur 30 Prozent des nicht zwanghaften Händewaschens von den Geräten zuverlässig identifiziert werden. Da es jedoch die erste Studie ist, die zwischen routinemäßigem und zwanghaftem Händewaschen unterscheidet, stimmen die Ergebnisse die Forschenden dennoch optimistisch.
„Die Studie soll vor allem als Ausgangspunkt für Folgestudien betrachtet werden“, sagt Karina Wahl. Ihr Team arbeitet bereits an Nachfolgeprojekten, um die Nutzung von Smartwatches für Patientinnen und Patienten mit Zwangsstörungen zu optimieren. Die Forschenden haben sich zum Ziel gesetzt eine App zu entwickeln, die TherapeutInnen bei ihrer Arbeit unterstützt. Eine solche App soll dann Rückfälle verhindern, die individuelle Behandlung verfeinern und die Lücke zwischen Therapiesitzungen und Alltagssituationen schließen.