Umfrage: So bleiben MFA im Praxisteam

Praxisteam
Aktuelle Befragung von jameda.de: Für niedergelassene Ärzte wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. (Foto: lenetssergey/123rf.com)

Um zu verstehen, wie medizinische Fachangestellte (MFA) und zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) ihren Alltag erleben und was Ärzte für deren berufliche Zufriedenheit tun können, hat das Internet-Portal jameda.de hunderte Fachkräfte befragt.

Enorme Wartezeiten, Vorsorge-Defizit und drohende Unterversorgung – die Folgen des Fachkräftemangels werden im Gesundheitswesen oft nur aus Patientenperspektive betrachtet. Leidtragende sind dabei auch die Ärzte selbst, die mit zu wenig helfenden Händen zu viele Aufgaben selbst erledigen müssen oder bestimmte Leistungen schlicht nicht mehr erbringen können. Dabei wird es für niedergelassene Ärzte immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Doch wie kann das gelingen? Eine aktuelle Umfrage von jameda.de unter mehr als 200 MFA zeigt, dass eine angemessene Bezahlung zwar eine wichtige Rolle spielt. Wer „seine“ Arztpraxis verlässt, hat aber oft noch andere Kritikpunkte.

Fast zwei Drittel sind wechselwillig

Jameda berichtet, dass bis zu zwei Drittel der MFA ihren Arbeitsplatz nach nur fünf Jahren wechseln, wovon fast 40 Prozent der vertragsärztlichen Praxen betroffen sind. Dass sich dieser Trend weiter beschleunigt, zeigt der konkrete Blick auf aktuelle Zahlen der Untersuchung: 64 Prozent der befragten MFA denken demnach gegenwärtig über den Wechsel ihres Arbeitsplatzes nach.

Was aber sind die Gründe für die hohe Wechselbereitschaft? 47 Prozent antworten, dass sie sich vom Arbeitgeber ein höheres Gehalt erhoffen, während für 26 Prozent der Wunsch nach mehr Wertschätzung den Ausschlag gibt. Jeweils fünf Prozent der Befragten wünschen sich weniger Stress und administrative Aufgaben; mehr als drei Prozent möchten nicht länger als MFA arbeiten. Die übrigen 14 Prozent entfallen auf Wünsche nach mehr Teamgeist, Weiterbildung, kürzere Arbeitswege oder auf die Wechsel-Notwendigkeit aufgrund der altersbedingten Schließung einer Praxis.

Ein Fünftel verdient überdurchschnittlich

Auf die Aufforderung zur Beurteilung ihres Gehalts antworten 46 Prozent der Befragten, dass sie mit dem Gehalt unzufrieden sind. 36 Prozent bewerten ihre Vergütung als akzeptabel und 18 Prozent sind zufrieden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Mehrheit von 62 Prozent bei einer 40-Stunden-Woche monatlich zwischen 1.500 und 2.100 Euro netto verdient. 19 Prozent der Befragten erhalten weniger als 1.500 Euro. Zugleich geben 19 Prozent an, mehr als 2.100 Euro zu verdienen.

Für manche Fachkraft ist das der Grund für den Wechsel in die Klinik, weiß Kathrin Neppl, Arzthelferin in einer Praxis für Urologie. Sie räumt ein, dass sich die Vergütung seit ihrem Berufseinstieg vor 17 Jahren verbessert hat. „Gemessen an Arbeitspensum und Verantwortung bleibt sie im ambulanten Bereich aber oft hinter den Erwartungen zurück.“ Bei ihrem Arbeitgeber ist Neppl sehr zufrieden, kennt aber Fälle, in denen das Gehalt kaum für Miete und Lebenshaltungskosten reicht.

Dennoch hat sich die Vergütung – zumindest auf dem Papier – seit 2015 deutlich verbessert. Dabei fällt der Gehaltszuwachs in der stationären Versorgung mit 17,3 Prozent mehr als doppelt so hoch aus als in der vertragsärztlichen Versorgung, wo MFA seit 2015 mit 8,9 Prozent mehr Gehalt rechnen können. Bei einer Inflationsrate von bis zu 8,8 Prozent im vergangenen Jahr und aktuell hohen 6,1 Prozent dürfte der allgemeine Preisanstieg das Plus auf der Gehaltsabrechnung vielfach aufgezehrt haben.

Zufriedenheit trotz Gehalts-Frust

Die aktuelle Befragung verdeutlicht überraschend auch, dass jenseits des Gehalts-Ärgers viele MFA mit ihrer täglichen Arbeit zufrieden sind: 51 Prozent der Befragten halten die Situation am Arbeitsplatz für akzeptabel, weitere 26,5 Prozent bekunden, dass sie insgesamt zufrieden sind. Nur für 22,5 Prozent überwiegt die Unzufriedenheit.

Ist die Lage also weniger dramatisch, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag? Jein. Denn neben der teils zu schmalen Bezahlung leiden viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Arztpraxen häufig unter den Patienten. So beklagen sich fast 50 Prozent der Befragten über ungeduldige Patienten. Erst mit deutlichem Abstand folgen ein enormes Patientenaufkommen (12,5 %), Zeitmangel bei der Arbeit und der Pause (11,4 %), fehlender Teamgeist (10,4 %), ein Bürokratie-Übermaß (9,3 %) und eine dünne Personaldecke (8,3 %).

„Unabhängig davon, ob es die Befindlichkeiten langjähriger Privatpatienten oder das Ziel von Neupatienten ist, mit chronischen Beschwerden in die Notfallsprechstunde zu kommen: Seit Ende der Pandemie hat der Respekt mancher Praxisbesucher deutlich nachgelassen,“ berichtet Kathrin Neppl. „In diesen Situationen kann ich mich auf den Rückhalt des Teams verlassen – was enorm wichtig ist.”

Faktor Fortbildung

Neben angemessener Bezahlung und gegenseitigem Vertrauen zählen für medizinische Fachkräfte nicht zuletzt Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. 52 Prozent der Befragten haben innerhalb des letzten Jahres keine vom Arbeitgeber finanzierte Fortbildung besucht. Gefordert sind hier aber auch die MFA, Bildungsangebote aktiv zu nutzen.